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Das poetische Zimmer

~ ein Raum voller Lyrik, Gedichte, Poesie

Das poetische Zimmer

Schlagwort-Archiv: Erinnerung

Verklungen ist das Lied…

12 Montag Dez 2022

Posted by Wolfregen & Constanze in Constanzes Alkoven, Venezianische Symphonie, Winterklang

≈ 2 Kommentare

Schlagwörter

Erinnerung, Gedicht, Gedichte, Leben, Lethe, Lyrik, Mnemosyne, Tod, Venezia, Vergessen, Verse, Wiedergeburt

Nicola Perscheid: Venedig – Canal Grande, 1929 (Fotografie)

~ Venezia träumt… ~

Wie todgeweiht ruht sie dort eingebettet
im Meer, als ob sie bald versinken müsst
und aufginge im Strom, der sie dann küsst
gleich Lethe mit Vergessen in den Tiefen;
im dunklen Wasser, Eiland, wo sie riefen,
des Winters Seelen nach dem bunten Leben,
verklang das letzte Lied, entschläft die Welt
von schwarzen Gondeln, traumhaften Gedanken,
bis einer bringt den stillen Kahn ins Wanken,
Erinnerungen weckt, die darin weben
ein Tuch aus Schönheit, Liebe, das sanft hält,
in Mnemosynes Schoß zum Ufer rettet
und in Kanälen aufschäumt frische Flut,
bis golden sie entsteigt mit neuer Glut…

©Constanze

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25 Jahre Auftritt im Klosterkeller

08 Donnerstag Dez 2022

Posted by Wolfregen & Constanze in Das Flüstern der Dinge, Kellerraunen, Wolfregens Winkel

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Schlagwörter

Action-Lothar, Dichtung, Erinnerung, Gedicht, Gedichte, Grüsel, Keller, Lyrik, Pockenbrüder, Poesie, Tanz, Verse

Michael Zeno Diemer: Konstanz vom See (spätestens 1939)

Kellerlob

Freunde, die ihr diese Mauern kennt,
Bezaubern lasst euch wieder,
Der Keller, den ihr dankbar Heimat nennt,
Begrüßt euch stumm wie Schwestern und wie Brüder.
Aus seinem ruhigen Geiste blickt Vergangenheit
Verklärend in das Chaos unsrer wüsten Zeit.

Zu einem Kellerlob hab mich entschlossen,
Wie’s ihm wohl so nie dargebracht,
Ein wenig grob, mag sein, denn schön gegossen
Sind meine Verse nicht, noch arg durchdacht.
Was soll’s, vernehmt ihr Worte der Verehrung leicht,
Dann ist mein selbstgesetztes Ziel erreicht.

Doch hört, eh wir zur Pause unterbrechen,
Was mich mit rauer Zunge drängt zu sprechen:
Ein Zaubergarten war, hier ist er aufgetan,
Sehn hundert kleine Kostbarkeiten uns auf einmal an.

Es wohnt, erklingt und schwebt Musik,
Die alte Meister schrieben,
Gesteh’s, hier sitzend sehnt man sich zurück,
Wie Adam, der daraus vertrieben.

Wo finden wir dergleichen sonst in dieser Stadt?
Wo geht man hin nur, hat man das Gedudel satt?!
Fein kommt die Kunst zu ihrem Recht,
Besteht ein Ort für viele,
Es wirken unsre Tänze beinah echt,
Gefallen fanden auch die Spiele.

Die Fülle hier, sie macht uns ganz betroffen,
Da schimmern Kerzen, liegen weise Bücher offen,
An Wänden hängen Bilder, stehn Skulpturen grau,
Die große Männer zeigen und manch edle Frau.

Man blickt umher und kommt nicht aus dem Staunen,
Fragt halb im Scherze: Geistern hier Alraunen?
Auf Kirchenbänken nimmt man wie zur Messe Platz
Und lauscht in Weihrauch einem meisterlichen Satz.

Wie löblich man der Arbeit, fast schon gleichnishaft,
Am Eingang oben eine Ehrenhalle schafft,
Sieht Harke, Spinnrad, Erntekorb und Sense,
Bewundert Sinnspruch und gewundne Kränze.

Was immer wiederkehrend uns im Jahr beglückt,
Mit seinen Gaben ist der Keller stets geschmückt:
Reif glänzt ein Obst, Gebäck legt man zum Feste,
Lang steht der Baum, im Frühjahr blühen Äste.

Und nicht zuletzt auch wehrhaft strotzt derselbe,
An Waffen mangelt’s wahrlich nicht in dem Gewölbe;
Doch über allem Fleiße uns erbauen
Die Zeichen eines ernsten Gottvertrauen.

Die Stille rührt und wirkt in unsre Seele,
Dem Mann sei Dank, der sah, was Konstanz fehle. *

©Wolfregen

PS: * Auf Bitten des Gastgebers verändert zu:
Dem Herrn sei Dank, der sah, was Konstanz fehle.

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🌿Zum 225. Geburtstag der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff 🌿

10 Montag Jan 2022

Posted by Wolfregen & Constanze in Constanzes Alkoven, Leise Gedanken, Miniaturen, Musenklänge

≈ 2 Kommentare

Schlagwörter

Annette von Droste-Hülshoff, Dichtung, Erinnerung, Geburtstag, Gedicht, Gedichte, Januar, Literatur, Lyrik, Poesie, Verse

Annette von Droste-Hülshoff, Jugendbildnis o.J., vermutlich gemalt von ihrer Schwester Jenny

~ Erste Worte ~

Jung ist das Jahr und weiter rollt der Faden
sich unaufhaltsam ab bis hin zum Grab
und dennoch glänzt dein Stern mir wie ein Zeichen
von Ewigkeit am Himmel ohnegleichen
und schickt mir einen lichten Gruß herab;
im Stillen lese ich dein Zauberwort
an Janustagen wie magiegeladen
und die Gestirne werden mir zum Hort
von allem Schönen, das mich trägt und leitet,
mit Zuversicht das Band neu aufzuheben
und in des Schicksals Teppich zu verweben;
den güldnen Teil, den breit‘ ich vor dir aus
mit Herzensdank aus meinem Seelenhaus
und einem Seraphsflügel, der sich weitet!

©Constanze

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So lernt ich ihn kennen…

06 Dienstag Jul 2021

Posted by Wolfregen & Constanze in Das Flüstern der Dinge, Dunkle Stimmen, Leise Gedanken, Wolfregens Winkel

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Schlagwörter

Dichtung, Erinnerung, Gedicht, Gedichte, Hirte, Lyrik, Panmulan, Poesie, Spion des Herzens, Telepathie, Verse

Foto: ©Maisch, Blick vom Jusi auf Kohlberg, Quelle: commons.wikimedia.org

Panmulan schaut übers Land

Vom Hügel hinab er nach Norden schaut:
Alles zersiedelt, alles verbaut,
Hässliche Häuser, Straßen, Fabriken,
Mit einem Gesicht, als würd er ersticken,
Und sagte ernst: Was die mir angetan!
So lernt ich ihn kennen: den Panmulan…

Sah merkwürdig aus mit Barett und Bart,
Altachtundsechzig so in der Art;
Ich bin ein Hirte, ließ er uns wissen,
Sprach‘s langsam, mit Nachdruck, augenbeflissen –
Und dass er klamm und ganz normal nicht war,
Das war mir schon damals als Schüler klar.

Zertrat eine Schnecke auf seinem Weg,
Tief in Gedanken, hochgeistig reg,
Breite Gesundheitsschuhe die Täter,
Spion sein des Herzens, sagte er später
Und über sich selbst: Telepathus sum,
So ging er erleuchtet im Land herum.

©Wolfregen

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Ich lag einst krank darnieder…

04 Dienstag Feb 2020

Posted by Wolfregen & Constanze in Dunkle Stimmen, Winterklang, Wolfregens Winkel

≈ 4 Kommentare

Schlagwörter

Alter Fritz, Dichtung, Erinnerung, Gedanken, Gedicht, Gedichte, Leben, Lyrik, Poesie, Preußen, Traum, Verse

Valerius de Saedeleer: Vor dem Frühling (o.J.)

Vorbeimarsch

Ich lag hier krank im Bette
Und starrte an die Decke,
Fand keine Ruh vor Pein,
Ich dreht mich links, ich dreht mich rechts,
Dacht mir mal Guts, dacht mir mal Schlechts,
Dann schlief ich endlich ein.

Und hört durch Nebelstreifen
Ein Trommeln und ein Pfeifen
Bei stumpfem, schwerem Schritt,
Ich sah sie erst verschwommen,
Sah sie dann näherkommen,
Die Preußen, und ich litt.

Vornweg der große König!
Auf einem Pferde, sehnig,
Schwenkt er zu mir heran,
Mit Dreispitz und Perücke
Sah er mit strengem Blicke
Mich sehr durchdringend an.

Die andern ziehn vorüber,
Als gingen sie hinüber
In eine andre Welt,
In ihren hell Gamaschen
Und mit Patronentaschen,
Als ob sie hier nichts hält.

Die blanken Waffen blitzen,
Die Uniformen sitzen,
Im Gleichschritt immerzu,
Dazu das dumpfe Trommeln,
Die Mützen mit den Bommeln,
Dem Takt folgt Schuh für Schuh.

Noch immer starrt der König,
Er quälte mich nicht wenig
Mit seiner hohen Macht,
Ich wollt schon mitmarschieren,
Mich ganz darin verlieren,
Dann bin ich aufgewacht…

Ich lag einst krank darnieder,
Geschwächt bis in die Glieder,
Viel Kleinmut in mich kroch,
Ich dreht mich rechts, ich dreht mich links,
Ein Rest Gesundheit allerdings,
Der blieb mir aber doch.

©Wolfregen

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Man muss mit der Zeit gehen…

25 Samstag Mai 2019

Posted by Wolfregen & Constanze in Posse, Burleske, Tante Lotte erzählt, Wolfregens Winkel

≈ 14 Kommentare

Schlagwörter

Bäcker, Bonlanden, Dichtung, Erinnerung, Gedicht, Gedichte, Heimat, Hochdeutsch, Lyrik, Poesie, Satire, Verse

Postkarte von Bonlanden (ca. 1912)

Tante Lotte erzählt vom Grüßgottsche

Vis-à-vis hat der Hermann sei Bäckerlädle g’hett,
Mei Bruder, der Werner, is als Kind
Oft bei ihm in der Backstub g’standa
Und wie dann au Zuzogne zu nem komma sind
Und alles anders worda is in Bo‘landa,
Wollt altbacka sei au der Hermann net.

Is ma in Lada reikomma, hat er „Grüüß Gott“ jetz g‘sagt,
Ganz langzoga und g’schwolla,
Hat ma a no‘mals Brot von ihm wolla,
Hat er‘s laut wiederholt: „Ein normaales Brot“,
Aufrecht is er dag’standa und hat wichtig guckt,
Hat’s Brot ins Brotpapier g’wickelt
Und die Registrierkass druckt.

Na han ihn einmal g’fragt,
I war scho beinah aus der Tür,
Hermann, warum sprichsch so komisch mit mir?
Na hat er hochdeutsch nur g‘sagt:
„Lotte, man muss mit der Zeit gehen“,
I musst mir‘s Lacha verbeißa,
Seither hat er bei uns der „Grüßgottsche“ g’heißa.

Des hat ihn aber net groß g’stört,
Die halb Kronastraß hat ihm später g’hört
Und mit seiner Tochter, der wischt Krott,
Is er am Sonntag durch da ganze Ort
Mit der Pferdekutsch g’fahra –
Des hätt er sich allerdings könna spara…

Hat mi an a Bo‘länderin erinnert,
Die mal nach Stuttgart nunterkomma is,
Wo se wieder da war, hat se zu de Kleider,
Die se dort g’seh hat, g’sagt:
Ta ra Knöpfe, ta ra Knöpfe, hinten ganz pehäbe!

©Wolfregen

PS: Weil Tante Lotte nun schon länger nicht mehr zu Wort gekommen (und wahrscheinlich vieles vergessen worden ist), hier eine Übersetzung ins Hochdeutsche:
„sei Bäckerlädle g’hett“=seinen Bäckerladen gehabt, „mei“=mein, „is“=ist, „Backstub g’standa“=Backstube gestanden, „wie dann au Zuzogne zu nem komma sind“=als dann auch Zugezogene zu ihm kamen, „worda“=geworden, „Bo’landa“=Bonlanden, „altbacka sei“=altbacken sein, „net“=nicht, „is ma in Lada reikomma“=ist man in den Laden eingetreten, „Grüüß Gott“ (dem „Gott“ folgt dabei ein stimmlos gehauchtes „tsch“)=der Versuch, hochdeutsch „Grüß Gott“ (Guten Tag) zu sagen, „jetz g‘sagt“=jetzt gesagt, „langzoga und g’schwolla“=langgezogen und geschwollen, „a no‘mals“=ein normales, „wolla“=wollen, „dag’standa“=dagestanden, „g’wickelt“=gewickelt, „Registrierkass“=Registrierkasse, „druckt“=gedrückt, „na han ihn“=dann habe ich ihn, „g’fragt“=gefragt, „i war scho“=ich war schon, „sprichsch“=sprichst du, „mir‘s Lacha verbeißa“=mir das Lachen verbeißen (verbieten), „g’heißa“=geheißen, „des“=das, „net groß g’stört“=nicht sehr gestört, „die halb Kronastraß“=die halbe Kronenstraße, „g’hört“=gehört, „wischt Krott“=wüste (hässliche) Kröte, „da ganze Ort“=den ganzen Ort, „mit der Pferdekutsch g’fahra“=mit der Pferdekutsche gefahren, „hätt könna spara“=hätte ersparen können, „mi an a Bo‘länderin“=mich an eine Bonländerin, „nunterkomma is“=hinuntergekommen ist, „wo se“=als sie, „zu de“=über die, „g’seh“=gesehen, „ta ra Knöpfe, ta ra Knöpfe, hinten ganz pehäbe“=pseudohochdeutscher Versuch, zu sagen: da herunter (ta ra), dort hinunter (ta ra), hinten ganz eng (phäb)

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Bald ist es Herbst…

22 Samstag Sept 2018

Posted by Wolfregen & Constanze in Constanzes Alkoven, Das Flüstern der Dinge, Herbstode

≈ 15 Kommentare

Schlagwörter

Dichtung, Erinnerung, Gedicht, Gedichte, Herbst, Literatur, Lyrik, Natur, Poesie, Sehnsucht, Sommer, Verse

Foto:©lzc 029538 / pixabay.com

~ Ein Hauch von Sommer ~

Bald ist es Herbst und Nebel atmet klamm
die späte Blume auf den Fluren an,
nur einmal noch möcht ich vom Sommer schreiben,
ein kleiner Hauch wird immer von ihm bleiben,
ein Funke Licht im Blattwerk, in der Hand
entfacht in kalten Nächten einen Brand,
der wärmt an Herz und Seele karge Tage
und Sehnsuchtsblicke lesen ohne Frage
die Knospen himmelwärts und blaue Weiten
aus allen Strophen der verblassten Zeiten;
das Meer in mir hat seine Spur gefunden,
ich seh mich an im Spiegel dieser Stunden
und Südwind säuselt sacht im Winterohr
sein altes Lied ins Flechtwerk dunkler Zweige;
Erinnerung bringt alles neu zum Blühn
und hoffnungsfroh ein frisches Frühlingsgrün
berührt, verströmt den Duft von zartem Flor
und letztes Grau geht irgendwann zur Neige…

©Constanze

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Und oben das Dachgeschoss…

01 Freitag Jun 2018

Posted by Wolfregen & Constanze in Posse, Burleske, Tante Lotte erzählt, Wolfregens Winkel

≈ 8 Kommentare

Schlagwörter

Anekdote, Bonlanden, Dichtung, Erinnerung, Gedicht, Gedichte, Heimat, Lyrik, Poesie, Schlafwandeln, Somnambulismus, Verse

Soma Orlai Petrich: Junge vor dem Zubettgehen

Tante Lotte erzählt vom Schlafwandeln

Der Oma ihr Häusle
War früher nur halb so groß:
Flur, Küche, zwei Zimmer
Und oben das Dachgeschoss;
Der Abort, im Haus nicht vorhanden,
Hat draußen im Garten gestanden…

„Mei Bruder, der Werner,
Hat lang bei der Oma g’wohnt,
Glei‘ unterm Dach hat er sei‘ Zimmer g’hett
Und manchmal im Winter
Lag Schnee auf em Bett.“

„Und einmal hat’s klopft in der Nacht
Und d’Oma – wer isch‘s denn? – hat d’Tür aufgemacht:
Na isch’s der Werner g’wesa!
Und wie er da nauskommt, hat sen g’fragt;
Sei schlafwandla g’wesa, hat er g’sagt.“

„Sei übers Fenster und ‘s Dach
In Garta ganga, jetzt sei er wach;
Sind ganz verschrocka.
Erst später, weiß net, wie viel Jahr,
Hat er g’sagt, wie’s wirklich war.“

„Aufs Klo hat er müssa und s’war kalt,
Na hat er nunterg’soichat halt
In Garta vom Fenster aus;
Na sei er ins Rutscha komma,
Da Schlüssel hat er net mitgenomma…“

„Der Harold hat später
Die ander Haushälfte baut,
Is ei’zoga oba
Mi’m Emile, seiner Braut;
Nachts musst ma’s au nimmer verheba,
Im Haus hat’s Toiletta dann geba.“

©Wolfregen

PS: wer Tante Lotte noch nicht ganz verstehen kann, hier wieder einige Übersetzungen ins Hochdeutsche:
„mei“=mein, „g’wohnt“=gewohnt, „glei‘ unterm“=direkt unter dem, „sei‘ Zimmer g’hett“=seinen Schlafraum gehabt, „auf em“=auf dem, „hat’s klopft“=klopfte es, „d’Oma“=die Oma, „wer isch‘s denn?“=wer ist es?, „d’Tür“=die Haustür, „na isch’s g’wesa“=dann war es, „wie er da nauskommt“=wie er hinausgelangt sei, „hat sen g’fragt“=fragte sie ihn, „schlafwandla g’wesa“=habe schlafgewandelt, „g’sagt“=gesagt, „‘s Dach“=das Dach, „in Garta ganga“=in den Garten gegangen, „verschrocka“=erschrocken, „net“=nicht, „wie viel Jahr“=wie viele Jahre, „wie’s wirklich“=wie es tatsächlich, „müssa“=müssen, „s’war“=es war, „na hat er nunterg’soichat“=dann urinierte er vom Fensterbrett, „ins Rutscha komma“=ins Rutschen gekommen, „da“=den, „net mitgenomma“=nicht mitgenommen, „die ander“=die andere, „is ei’zoga oba“=zog oben ein, „mi’m Emile“=mit seiner Frau Emilie, „musst ma’s au nimmer verheba“=musste man auch nicht mehr den Miktions- oder Defäkationsdrang unterdrücken, „im Haus hat’s Toiletta dann geba“=dann wurden Wassertoiletten im Haus installiert

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Erschießen, Erhängen…

01 Dienstag Mai 2018

Posted by Wolfregen & Constanze in Dunkle Stimmen, Tante Lotte erzählt, Wolfregens Winkel

≈ 9 Kommentare

Schlagwörter

Bonlanden, Dichtung, Erinnerung, Gedicht, Gedichte, Heimat, Lyrik, Poesie, Suizid, Tod, Uhlbergturm, Verse

Édouard Manet: Le Suicidé (ca. 1877)

Tante Lotte erzählt vom Suizid

In Bonlanden gab es früher
Drei Arten, sich umzubringen:
Erschießen, Erhängen,
Vom Uhlbergturm springen…

„Der blind‘ Hans is mit sei‘m Hund
Immer im Wald spaziera ganga,
Der wollt mal net weiter, hat dauernd bellt,
Na hat ma schließlich festgestellt,
Dass einer tot am Ast gehanga.“

„Der Onkel Harold hat d’Oma
Früh schlafa g’schickt an dem Tag
Und ‘s Emile Milch hola, wenn se mag,
Na hat er sich oba eingeschlossa
Und vorm Spiegel erschossa.“

„Wollt ma nimmer leba,
Hat‘s immer drei Arta geba:
Erschießa, Erhänga,
Vom Uhlbergturm springa.“

„Später is dann die Aichtalbrück komma,
Na hat ma sich au dort das Leba g‘nomma…“

©Wolfregen

PS: erneut einige Übersetzungsversuche ins Hochdeutsche:
„der blind‘ Hans“=ein Blinder mit dem Vornamen Hans, „is mit sei’m“=ist mit seinem, „spaziera ganga“=spazieren gegangen, „wollt mal net“=wollte einmal nicht, „na hat ma“=dann hat man, „gehanga“=hing, „d’Oma“=die Oma, „schlafa g’schickt“=schlafen geschickt, „’s Emile Milch hola“=seine Frau Emilie Milch holen, „se“=sie, „na hat er sich oba eingeschlossa“=dann schloss er sich oben in einem Zimmer ein, „erschossa“=erschossen, „leba“=leben, „Arta geba“=Arten gegeben, „Erschießa, Erhänga“=Erschießen, Erhängen, „springa“=springen, „is dann die Aichtalbrück komma“=wurde dann die Aichtalbrücke gebaut, „na hat ma au“=dann hat man auch, „das Leba g‘nomma“=das Leben genommen

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Als die Nächte noch dunkel waren

08 Sonntag Apr 2018

Posted by Wolfregen & Constanze in Dunkle Stimmen, Tante Lotte erzählt, Wolfregens Winkel

≈ 14 Kommentare

Schlagwörter

Bonlanden, Dichtung, Erinnerung, Flugzeugabsturz, Gedicht, Gedichte, Haberschlai, Heimat, Lyrik, Poesie, Verse, Zweiter Weltkrieg

Paul Baum: Waldrand mit Vorfrühlingswiese (1893)

Tante Lotte erzählt von früher

Der Vater gefallen, die Mutter allein,
Vier Kinder, den Ältesten zog man noch ein…
Mit Staunen und Ehrfurcht sitzt man daneben,
Erzählt Tante Lotte aus ihrem Leben.

„Mit Mutter nach Freiburg g’fahrn, ins Lazarett,
Sei‘ Rücka ganz aufg’schossa, lag er im Bett,
Sind grade no rechtzeitig zu nem komma,
Da hat ihn der Herrgott scho zu sich g’nomma.“

Im Krieg dann auch nächtelang Fliegeralarm,
Von Bonlanden sah man den tödlichen Schwarm,
Der leuchtend auf Stuttgart niedergegangen,
’s Inferno hat grauslich schön angefangen…

„Der Krieg hat älle b’schissa,
Han viel erleba müssa,
Han selber d‘Witwenschaft g’schmeckt
Und zwoimal is‘ Geld verreckt.“

„Wollt mi nach Dachau bringa,
Weil keine Fahna hänga,
Nachts g’holt hen sen Vater mal,
Zwei Wocha Ung’wissheit, Qual.“

„Kaum dass die Heirat g’wesa,
Musst i die Nachricht lesa,
Koi Mann und koi Vater meh‘,
‘s tut immer no älles weh.“

‘Schnell raus aus dem Keller‘, stand immer offen,
Ein feindlicher Bomber, den d‘Flak getroffen,
Am Kirchturm vom brennenden Flügel gekürzt,
Wär beinah ins Haus, in die Roggagass g’stürzt.

‘Helf, helf‘ hend se laut im Haberschlai g’schria,
Mit Fallschirm‘ sind’s raus mit letztem Bemüha,
Das Heck hing am Nachbarhaus, grad vis-à-vis,
Ein Bordschütze drin no, vergiss i au nie.

Den hend’s an de‘ Füß dann die Trepp ra’zoga
Und jedes Mal hat er da‘ Kopf ang’schlaga,
Wo d’andre Pilota so schlimm g‘storba sind:
Die Muld am Wacholder ma heute no find‘t…

©Wolfregen

PS: was Lotte „mitmachen“ musste:
Tod des Vaters am 15.05.1940 in Freiburg, fünf Tage zuvor war er auf dem Kasernenplatz von Bordwaffen eigener Flugzeuge, die irrtümlich Freiburg angegriffen hatten, tödlich verwundet worden;
der Ortsgruppenleiter drohte mit Dachau, weil sie keine „Hitlerfahne“ am Haus aufhängen wollte (wörtlich: „hätt‘ grad Lust, di‘ nach Dachau zu bringa“), schon der Vater war einmal nach der „Machtübernahme“ für zwei Wochen verschleppt worden;
der ältere ihrer beiden Brüder wurde mit 17 Jahren eingezogen und geriet in Gefangenschaft, aus der er erst lange nach dem Krieg zurückkehrte;
Absturz eines kanadischen Bombenflugzeuges in der Nacht zum 25.07.1944 in Bonlanden, keiner der Insassen überlebte, zwei versuchten noch mit dem Fallschirm abzuspringen, verunglückten aber auf der nahen Wacholderheide (Haberschlai) tödlich;
ihr erster Mann fiel noch kurz vor Kriegsende im April 1945 bei Berlin

Wieder einige Übersetzungshilfen: „g’fahrn“=gefahren, „sei‘ Rücka ganz aufg’schossa“=den Rücken von oben bis unten aufgeschossen, „no“=noch, „zu nem komma“=zu ihm gekommen, „scho g’nomma“=schon genommen, „älle b’schissa“=alle betrogen, „han“=ich habe, „erleba müssa“=erleben müssen, „d‘Witwenschaft g’schmeckt“=Witwenschaft erleben müssen, „zwoimal is‘ Geld verreckt“=zweimal ist das Geld entwertet worden, „mi“=mich, „bringa“=bringen, „Fahna hänga“=Fahnen hängen, „g’holt hen sen mal“=einmal wurde er mitgenommen, „zwei Wocha Ung’wissheit“=zwei Wochen lang Ungewissheit, „g’wesa“=gewesen, „lesa“=lesen, „koi“=keinen, „meh‘“=mehr, „no älles“=noch alles, „d‘Flak“=die Flak (Flugabwehrkanone), „in die Roggagass g’stürzt“=auf die Roggenstraße gestürzt, „hend se“=haben sie, „g’schria“=geschrien, „sind’s“=sind sie, „Bemüha“=Bemühen, „vergiss i au nie“=vergesse ich auch nie, „hend’s an de‘ Füß die Trepp ra’zoga“=sie zogen ihn an den Beinen die Treppe herunter, „da‘ Kopf ang’schlaga“=mit dem Kopf aufgeschlagen, „d’andre Pilota“=die anderen Piloten, „g‘storba“=gestorben, „Muld“=Mulde, „ma“=man, „no find‘t“=noch finden kann

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