• Startseite
  • Über uns…
  • Kontakt
  • Urheberrecht, Haftung, Datenschutz…
  • Andere Räume, sehenswert!
  • Poetische Bücherecke
  • Zimmerzeilen…
  • Veröffentlichungen…

Das poetische Zimmer

~ ein Raum voller Lyrik, Gedichte, Poesie

Das poetische Zimmer

Schlagwort-Archiv: Ballade

Mir war, als hörte ich Musik…

19 Dienstag Okt 2021

Posted by Wolfregen & Constanze in Das Flüstern der Dinge, Leise Gedanken, Wolfregens Winkel

≈ 6 Kommentare

Schlagwörter

Ballade, Dichtung, Gedicht, Gedichte, Kleinod, Louis d'or, Lyrik, Poesie, Trödelladen, Vergänglichkeit, Verse, Verzauberung

Foto: ©Peter Heeling, Antique shop, Quelle: commons.wikimedia.org

Der Trödelladen

Abseits der Food-&-Fashion-Trasse
In einer stillen Seitengasse
Stand dieses hohe, alte Haus,
Es sah so zeitlos anders aus;
Parterre und ohne ihm zu schaden:
Ein kleiner, stummer Trödelladen.

Ich ging hinein, weiß nicht warum,
Und sah mich lange staunend um:
Was gab es da für schöne Dinge,
Uralte Bücher, Kleider, Ringe!
Und niemand sonst war in dem Raum,
Ich traute meinen Augen kaum.

Ob eine Stunde schon vergangen?
Der Boden knarrte, Gläser klangen,
Ein ältrer Herr trat leis herein,
Sprach nicht und lächelte nur fein;
Schien die Verzauberung zu achten,
Ließ weiter alles mich betrachten.

Dann zog er schwarzen Samt hervor,
Darauf ein echter Louis d‘or,
Das Gold, sein Glanz, war keine Lüge,
Wie klar des Königs feine Züge!
Der Münze formschön aufgeprägt,
Wie stolz sie diesen Namen trägt.

Erlaubt, sie in Besitz zu wähnen,
Hielt ich sie kurz und spürte Tränen;
Mir war, als hörte ich Musik
Und säh Jahrhunderte zurück:
Die Wehmut wuchs wie eine Pflanze,
So märchenhaft schien mir das Ganze.

Ja, sprach der fremde Herr geehrt,
Die Dinge hielten ihren Wert,
Sind schön, voll Kunst, kein Kitsch und Glitzer,
Der König selbst war ihr Beschützer;
Das gilt ja alles heut nicht mehr,
Die Hast heißt Zeit, ihr Tun ist leer.

Das Wort im Ohr, das Bild im Herzen,
Dazu die Seele voller Kerzen,
Verließ ich diesen guten Ort,
Kam wieder, doch da war er fort.
Es scheint mir jetzt, halbwegs genesen,
Als wär das niemals wahr gewesen.

©Wolfregen

Teilen:

  • Facebook
  • Pinterest
  • Drucken
  • E-Mail

Gefällt mir:

Gefällt mir Wird geladen …

Selten sind liebende Seelen vereint…

28 Montag Dez 2020

Posted by Wolfregen & Constanze in Dunkle Stimmen, Lamento di Thorne, Winterklang, Wolfregens Winkel

≈ 4 Kommentare

Schlagwörter

Ballade, Dichtung, Gedicht, Gedichte, Liebe, Liebesleid, Lyrik, Poesie, Romantik, Sehnsucht, Verse

John Atkinson Grimshaw: Lovers in a Wood (1873)

Der leidende Freund

Zwischen den Jahren die Nacht hinein
Erzählt man sich gerne Geschichten,
Vertrauter in flackerndem Kerzenschein
Fällt uns manch rare Begebenheit ein,
Von solch einer möcht ich berichten.

Hatt‘ in der Welt einen guten Freund,
Der liebte mit ehrlichem Herzen,
Die Vorsehung hat es nicht gut gemeint,
Selten sind liebende Seelen vereint,
Was blieb, sind erloschene Kerzen.

Nahm ihn zu einem Bekannten mit,
Der hatte ein folgsames Mündel,
Bewacht voller Argwohn auf Schritt und Tritt,
Niemand durft‘s ausführn, man biss auf Granit,
Mit Gleichmut ertrug es sein Bündel.

Lange mein Freund sich nicht eingestand,
Wie sehr er die Reizende liebte,
Die liebte ihn auch, gab nur scheu die Hand,
Strenger, obwohl sich Gelegenheit fand,
Erschien ihr Verzicht, den sie übte.

Jahre, die gingen im Flug vorbei,
Besuchte sie hoffend noch immer,
So schön auch verehrende Liebe sei,
Ewig nicht leuchtet der blühende Mai,
Da trat er bewegt in mein Zimmer.

„Ach, Freund, du weißt um mein Liebesleid,
Ich will nicht mehr schweigen und harren,
Der Brief ist geschrieben, das Pferd nicht weit,
Fliehen, Entziehen, es ist an der Zeit,
Der Alte, er hält uns zum Narren!“

„Heute in mondheller Mitternacht
Im Räuberkleid muss es geschehen,
Verzeih mir, das Ganze ist schlecht durchdacht“,
Reicht mir die Hand mit entschiedener Macht,
Ich habe ihn nie mehr gesehen…

©Wolfregen

Teilen:

  • Facebook
  • Pinterest
  • Drucken
  • E-Mail

Gefällt mir:

Gefällt mir Wird geladen …

Wie’s anders kam…

02 Donnerstag Apr 2020

Posted by Wolfregen & Constanze in Dunkle Stimmen, Wolfregens Winkel

≈ 2 Kommentare

Schlagwörter

Ballade, Dichtung, Duell, Gedicht, Gedichte, Lyrik, Melancholie, Morgenrot, Poesie, Tod, Trauer, Vergänglichkeit, Verse

Marcus C. Stone: Loves Daydream End (ca. 1880)

Vor Sonnenaufgang

Die Sonne scheint,
Das Brünnlein weint
Im stillen Veilchental;
Der hier verblich,
Mein zweites Ich,
Sollt werden mein Gemahl.

Wie‘s anders kam!
Der Tod ihn nahm,
Ach, wenn man‘s vorher wüsst:
Nicht aufgebahrt,
Hätt ihn bewahrt
Und lebend jetzt geküsst.

Ein Schuss, der hallt
Weit durch den Wald,
Schreckt alle Vögel auf;
Ich lag im Schlaf,
Der zweite traf
Aus dem Pistolenlauf.

Noch war‘s nicht hell,
Doch das Duell
Grausam entschieden gleich;
Die schwarzen Herrn,
Die Kutschen fern,
Sie standen ernst und bleich…

Die Sonne scheint,
Das Brünnlein weint,
Hab keine Ruhe mehr:
Hier lag er tot
Bei Morgenrot,
Gäb gern mein Leben her!

©Wolfregen

Teilen:

  • Facebook
  • Pinterest
  • Drucken
  • E-Mail

Gefällt mir:

Gefällt mir Wird geladen …

Venezianische Liebe

28 Freitag Dez 2018

Posted by Wolfregen & Constanze in Venezianische Symphonie, Wolfregens Winkel

≈ 7 Kommentare

Schlagwörter

Ballade, Dichtung, Gedicht, Gedichte, Gondel, Liebe, Lyrik, Meer, Nacht, Poesie, Schönheit, Venedig, Verse

Iwan Konstantinowitsch Aiwasowski: Eine Bucht in der Nähe Venedigs (1842)

Die schöne Beatrice

Bernardos Kunst, der Gondelbau,
Venedig staunen ließ:
Er liebte eine schöne Frau,
Die Beatrice hieß;
Ihr wollte er bauen,
Der Schönsten der Frauen,
Zeigen, wie lieb er sie hat,
Die schönste Gondel der Stadt.

In seiner Werkstatt unbemerkt
Gedieh das schöne Boot,
Lackschwarz, mit edlem Holz verstärkt,
Im Innern rosenrot;
Ein Vorhang aus Spitze,
Gepolsterte Sitze,
Kissen aus strichweichem Samt,
Darauf ein Herz, das entflammt.

Er baute dran ein halbes Jahr,
Stieg sonntags noch hinab,
Und als die Gondel fertig war,
Schloss er die Werkstatt ab;
Wie herrlich die Planken,
Die Zacken und Ranken,
Kunstvoll das goldene Dach,
Ob Beatrice noch wach?

Die schönsten Kleider zog sie an,
Als sie die Gondel sah,
Ihr Name stand geschnitzt daran,
Sie war den Tränen nah;
Sich Träume bewahren,
Zum Lido zu fahren,
Liebevoll lud er sie ein
Vorm Haus im mondhellen Schein.

Die Nobili erzählten lang
Von jenem Jungfernzug
Und welchen goldnen Namensgang
Die schöne Gondel trug:
Sie sahen die Sterne
In greifbarer Ferne,
Stehend am nächtlichen Strand,
Warm unter ihnen der Sand.

©Wolfregen

Teilen:

  • Facebook
  • Pinterest
  • Drucken
  • E-Mail

Gefällt mir:

Gefällt mir Wird geladen …

Zum Ball bin ich geladen…

19 Mittwoch Dez 2018

Posted by Wolfregen & Constanze in Nocturne, Posse, Burleske, Wolfregens Winkel

≈ 31 Kommentare

Schlagwörter

Ball, Ballade, Barock, Dichtung, Gedicht, Gedichte, Lyrik, Poesie, Satire, Schloss, Tanz, Verse

William Hogarth: Der Ball (ca. 1745)

Un bal fatal

Erleuchtet ragt das Schloss empor,
Nachtschwarz sind die Fassaden,
Die Kutsche fährt durchs Eingangstor:
Zum Ball bin ich geladen;
Die breite Treppe geht’s hinauf,
Die Tür zum Tanzsaal tut sich auf,
Wo all die Gäste stehen,
Mit Argwohn sich besehen.

Hochedle Herren stehen da
In Samtrock und Perücken,
Komm ihnen lieber nicht zu nah:
Wie sich die Diener bücken!
Die knappen Worte folgen eng,
Sie wirken starr und blicken streng
Und scheinen wenig heiter,
Ich gehe besser weiter.

Noch garstger sehn die Frauen aus,
Sie wedeln mit den Fächern,
Die Bosheit schaut zum Aug heraus,
Ihr goldnes Tun wirkt blechern;
Und jede trägt ein langes Kleid,
Verbirgt darunter Peinlichkeit:
Furunkel, Flöhe, Glatzen,
Die ersten seh ich kratzen.

Dann kommt der Fürst, beginnt Musik,
Wie schön die Violinen!
Anmutig tanzen zu dem Stück,
Die eben hässlich schienen;
Reifröcke schwingen dicht an dicht,
Von hohen Spiegeln strahlt das Licht
Der angesteckten Kerzen
Und wärmt die kalten Herzen.

Die nächste Strophe fängt mich ein,
Lass mir es gern gefallen,
Wie schmeichelt doch der süße Schein,
So ähnlich geht es allen;
Greif eine Hand und lass sie los,
Der Wiederfassenswunsch ist groß,
Dreh mich zu einer neuen,
So geht es durch die Reihen.

Ob Gräfin oder Zofe nur,
Ich will es gar nicht wissen:
Dein roter Mund ist ganz Natur,
Ich wünschte ihn zu küssen!
Und stieg auch gern zu dir ins Bett,
So eng und prall ist dein Korsett,
Wie zärtlich deine Hände –
Gleich ist der Tanz zu Ende.

Da steht sie, sieht mich liebend an,
Kein totes Ungeheuer,
Senkt langsam ihren Fächer dann
Und lächelt stilles Feuer;
Was stolzen Herren hier nicht glückt,
Ich lächle auch und bin entzückt,
Sie hat, o schlimme Stunde –
Fast keinen Zahn im Munde…!

©Wolfregen

Teilen:

  • Facebook
  • Pinterest
  • Drucken
  • E-Mail

Gefällt mir:

Gefällt mir Wird geladen …

In jeder Raunacht vor Neujahr…

09 Sonntag Dez 2018

Posted by Wolfregen & Constanze in Dunkle Stimmen, Winterklang, Wolfregens Winkel

≈ 13 Kommentare

Schlagwörter

Ballade, Dichtung, Gedicht, Gedichte, Lyrik, Märchen, Poesie, Raben, Schloss, Verse, Wald, Winter

Caspar David Friedrich: Schneehügel mit Raben (o.J.)

Das weiße Schloss

Im Zornwald steht ein weißes Schloss,
Man kann es schwer nur finden,
Am Eingang scharrt ein böses Ross,
Wen’s ansieht, muss erblinden;
Ein tiefes Wasser schließt drumher,
Hat lang schon keine Brücke mehr,
Nur wenn der Teich gefroren,
Tritt ein man ungeschoren.

Sie hören’s, wissen sich verschont,
Der Bruder und die Schwester,
Von sieben Raben sei’s bewohnt,
Sie glauben’s umso fester;
Die können sprechen weis und wahr
In jeder Raunacht vor Neujahr,
Kaum liegt nun Reif am Morgen,
Gehn sie, sich Rat erborgen.

Kein Pferd am Schlosstor hält sie fern,
Das Eis hat auch getragen,
Die sieben Raben geben gern
Frei Antwort auf drei Fragen:
Dies nicht zu wissen, macht uns bang,
Sagt, leben unsre Eltern lang?
Ihr werdet’s heut noch sehen,
Müsst aus dem Wald nur gehen!

Der Bruder und die Schwester war’n
Kaum fern von Waldes Wegen,
Da trägt man auf zwei schwarzen Bahr’n
Die Eltern tot entgegen;
Sehr traurig kehren sie zurück
Und fragen nun mit wehem Blick:
Ob wenigstens, ihr Raben,
Wir zwei uns lang noch haben?

Die hüpfen her und tuscheln leis
Und senken ihre Schnäbel:
Dann geht hinaus aufs dünne Eis,
Grad lichtet sich der Nebel!
Verängstigt schleicht das Schwesterlein
Und bricht auf dünnster Stelle ein,
Tut augenblicks versinken
Und jämmerlich ertrinken.

Ihr Bruder, der nicht helfen konnt,
Am Ufer steht alleine,
Starrt in den aufgebrochnen Grund
Im trüben Sonnenscheine:
Die letzte Frage, die ich hab,
Dann stoßt auch mich ins nasse Grab,
War’s vorbestimmt zu sterben?
Stürzt ihr uns ins Verderben?!

Die schwarzen Vögel sprechen nicht,
Es scharrt das Ross stattdessen,
Dem Bruder nimmt’s das Augenlicht,
Das er so frech besessen;
Im Zornwald irrt er, blindgemacht,
In ewig langer, dunkler Nacht,
Dann fängt es an zu schneien,
Kein Wandrer hört sein Schreien…

©Wolfregen

Teilen:

  • Facebook
  • Pinterest
  • Drucken
  • E-Mail

Gefällt mir:

Gefällt mir Wird geladen …

Die Kerzen brennen fröhlich weiter…

12 Montag Nov 2018

Posted by Wolfregen & Constanze in Kellerraunen, Posse, Burleske, Venezianische Symphonie, Wolfregens Winkel

≈ 10 Kommentare

Schlagwörter

Ballade, Dichtung, Gedicht, Gedichte, Grüsel, Lyrik, Nacht, Poesie, Tod, Venedig, Verse

Giovanni Migliara: Scene veneziana (ca. 1830)

Perücke, Spiegel und Masken

Die Angst geht um in Schön-Venedig,
Denn hübsche Frauen, jung und ledig,
Verschwinden spurlos in der Nacht;
Es trifft nur bessrer Häuser Töchter,
Ein Mörder geht, nur diese möcht er,
Ist bald schon schrecklicher Verdacht.

Man findet lange keine Leichen,
Wie sich die Taten aber gleichen:
Ist immer stiller Mondenschein,
Kein Wind weht her aus der Lagune,
Das Wasser ruht an Pfahl und Buhne,
Die Gondeln schimmern schwarz und fein.

Vergeblich ihre Eltern warnen,
Dass sich die schlimmsten Teufel tarnen,
Auf Bälle gehn die Töchter doch;
Dort steht er, der die Angst verbreitet,
Maskiert und tadellos gekleidet,
Das Haar gepudert noch und noch.

Er schaut sie an und spricht sehr vage
Und tanzen kann er ohne Frage,
Er scheint aus einem noblen Haus,
Ist höflich und auch gut erzogen –
Wie sehr der Anschein doch gelogen,
Er sucht ja schon sein Opfer aus!

Und hat ein neues er gefunden,
Dann überlegt er schwarze Stunden,
Wie er es lockt ins Netz herauf;
Sitzt endlich er mit ihr zu Tische,
Serviert er Kerzenlicht und Fische
Und draußen geht der Mond nun auf.

Iss nicht vom Apfel, der vergiftet,
Nimm nicht den Kamm, der Schaden stiftet,
Am Eingang unten steht dein Sarg!
In Kleid und Mieder wird ihr enge,
Der noble Herr, er blickt so strenge,
Welch böse Absicht er verbarg!

Im Spiegel sieht er seine Glatze,
Vorüberhuscht die schwarze Katze,
Die Tote trägt er schnell hinab;
Die Kerzen brennen fröhlich weiter
Und auch die Masken bleiben heiter,
Doch die Perücke ist herab.

Er fährt hinaus, bald wird es dämmern,
Noch ist es still, ein süßes Hämmern
Verspürt er in der freien Brust;
In einem Glassarg, auf dem Floße
Liegt wie Schneewittchen diese Rose,
Sie anzusehen, ist schon Lust!

„Ich bring dich auf die Toteninsel,
Schreibt keine Feder, malt kein Pinsel,
Wie traurig ich dich schlafen seh;
Mond, gieß dein Licht auf diese Wangen,
Eilt, einen Engel zu empfangen,
Charon, der Fährmann, seufzt vor Weh…“

Wie man ihm auf die Spur gekommen,
Wo man ihn endlich festgenommen,
Verraten diese Zeilen nicht;
Lang steht er auf der Seufzerbrücke
Mit selig irrem Mörderblicke
Und sieht noch immer ihr Gesicht.

©Wolfregen

Teilen:

  • Facebook
  • Pinterest
  • Drucken
  • E-Mail

Gefällt mir:

Gefällt mir Wird geladen …

An welchem Abgrund solche Taten reifen…

01 Montag Okt 2018

Posted by Wolfregen & Constanze in Posse, Burleske, Venezianische Symphonie, Wolfregens Winkel

≈ 6 Kommentare

Schlagwörter

Ballade, Dichtung, Donquichotterie, Gedicht, Gedichte, Lyrik, Massentourismus, Poesie, Satire, Venedig, Verse, Zeitgeist

Foto: ©Deror_avi, Il Canal Grande, Quelle: commons.wikimedia.org

Don Quichotte in Venedig

Der größte Tag des Conte Loredan
Fing eigentlich recht still und harmlos an,
Er trank Kaffee und aß ein Stück Biskuit,
Doch statt er dann in den Studiersaal tritt,
Kramt er im Ahnenschrank nach alten Sachen –
Er wird noch vieles heute anders machen…

Contessa merkte gleich, dass was nicht stimmt,
Anstatt er sich ein Buch zum Lesen nimmt,
Steht er vorm Spiegel, ganz ein Edelmann,
Und zieht sich Robe und Perücke an;
Das Haus hat er seit Jahren nicht verlassen,
Heut scheint es aber doch einmal zu passen.

Die Gondel, ungenutzt geraume Zeit,
Die wartet vor dem Eingang fahrbereit,
Am hintren Ende steht der Gondolier
Und denkt, ein Maskenball ist lange her;
Einsteigt der Samtgekleidete nun blande
Und rudernd geht es vor zum Canal Grande.

Touristen glauben, es wär Karneval,
Und machen Handybilder überall;
Der alte Conte aber, der hier fährt,
Meint‘s ernst: er hat der Welt den Krieg erklärt,
Dem Müll, dem Dreck, der trostlosen Moderne,
Versöhnung, Friedensschluss, das liegt ihm ferne.

Was hat man seiner Stadt auch angetan
Und ihm damit, dem Spross der Loredan?!
Den Degen zieht er, aufrecht steht er da,
Die Leute lachen, manchen geht es nah;
Die wenigsten nur scheinen zu begreifen,
An welchem Abgrund solche Taten reifen.

Der Adel wollte keine Kinder mehr,
Sobald man unter fremder Herrschaft wär;
Die Polizei fährt auf, was liegt daran?!
Das Ziel heißt Kreuzfahrtschiff: jetzt greift er an!
Im Abendblatt wird dann Contessa lesen,
Ob’s doch ein Billigladen nur gewesen…

©Wolfregen

PS: Mit dem Namen „Loredan“ ist keine reale Person der Gegenwart gemeint.
Er steht als Sinnbild für das alte Venedig, in welchem diese Patrizierfamilie einst eine bedeutende Rolle spielte; allerdings sollen auch noch heute einige Angehörige dort zurückgezogen leben.

Teilen:

  • Facebook
  • Pinterest
  • Drucken
  • E-Mail

Gefällt mir:

Gefällt mir Wird geladen …

Was die Ahnen erlebt und erlitten…

19 Montag Mär 2018

Posted by Wolfregen & Constanze in Dunkle Stimmen, Tante Lotte erzählt, Wolfregens Winkel

≈ 2 Kommentare

Schlagwörter

Aberglaube, Ballade, Dichtung, Gedicht, Gedichte, Kaulfuß, Lyrik, Nacht, Poesie, Psi-Phänomen, Spukgeschichte, Verse

Johann Heinrich Füssli: Nachtmahr (um 1781)

Die Heimsuchung

Unten hört man Mutter nähen, abends, wenn es still im Haus,
Hört das Riemenrad sich drehen, sonst sind alle Lichter aus.
Die Spule surrt, die Nadel rauscht, Fäden schneidet sie und tauscht:
Nein, das Wippen kann nicht stören, wohl tut‘s, ihr so zuzuhören.

Warmer Fleiß erfüllt die Stube, strahlt hinauf bis unters Dach,
Dort liegt bleich wie ihre Puppe auch das Töchterlein noch wach.
Die Kammer ist nicht ausgebaut, hörbar ist der kleinste Laut,
Ob von drunten oder draußen, Schindeln knacken, Winde sausen…

„Hört sie auf?!“- Nein, sie näht weiter; jedes Mal ein böser Schreck,
Wird der schmale Streifen breiter, löscht sie‘s Licht und geht dann weg.
Ein Weilchen näht die Mutter noch, flickt zwei Socken, stopft ein Loch.
Hilflos fühlt es sich, verletzlich – jetzt ist’s dunkel worden plötzlich!

Alles still

Sitzt sie an der Nähmaschine weit bis in die späte Nacht,
Hat, das weiß nicht die Alwine, auch der Böse keine Macht.
Solang das Licht dort unten brennt, wagt er sich nicht an das Kind,
Doch sobald es ausgegangen, wird er nahen, nach ihm langen…

„Näh no bissle, sonst kommt’s wieder, was mich hier im Dunkeln quält!“,
„Ungern legt sich’s Kindle nieder, glaubst du, was es uns erzählt?“
Der Vater rätselt noch, schläft ein, Mutter bangt, ’s mög Ruhe sein,
Doch die hat man lang schon nimmer, etwas Drittes ist im Zimmer!

Still, kein Laut mehr, nur ein Pochen: ängstlich ist’s das eigne Herz.
All dies geht jetzt zwei, drei Wochen, wenn’s früh dunkel wird, dann plärrt’s.
Wer ist’s, der nach dem Kinde schielt, ihm den Schlaf, die Ruhe stiehlt?
„Welche Satan‘ lend’s net schlafa, wolla oder müssa’s strafa?!“

Es fängt wieder an

Jeds Mal gleich, beginnt’s mit Knarren, hinterm Wandschrank, unterm Bett,
An die Läden, Dielen, Sparren hängt sich’s dann, als säg ein Brett.
Ein hohles Scherren dann wie Mäus von der Stiege her, der Speis,
Bis sie ganz heran sich wagen und das Kindlein selber plagen.

Übers Dach weg ziehen Ketten und ein Flattern heiß im Raum,
Hin und her, und über Betten hin zum Herzen schleicht’s wie Flaum.
„Wilhelm, guck, wie’s no scho daliegt, ebber will, dass es verstickt!
Wenn mir zwoi des Kindle möga, müssa mir uns zu ’nem lega!“

Das geschieht, doch blass sind beide, er vor Zorn und sie vor Schreck,
Beizustehn dem Kind im Leide ist der ohnmächtige Zweck.
Noch kaum gewärtig, wo und wie, fährt’s dem Vater dumpf ans Knie,
Dass ein Fleck ihm bleibt, ein blauer: da erst überkommt ihn Schauer!

Die letzte Hoffnung

Einer kann den Geistern wehren, die dem Kinde Übles tun:
„Gang zum Kaulfuß ’naus, sie zehren es sonscht auf, die lend’s net ruhn!“-
„Nach Bempflingen?“- „Ja, Weib, dorthin, der, heißt’s, hat den sechsten Sinn,
Der steht über den Daimonen, sieht, wenn sie im Hause wohnen!“

„Einer Hebamm z’Weidach oba, der ma d’Kinder z’Tod hat g’wiegt,
Hat er leicht das Bett verschoba, so den bösa Geischt besiegt.
`Die Erscht, die dir verkommt, wenn’s tagt, ischt es, die die Kindlein plagt‘:
Angesprocha, musst se weicha – s‘wird dem unsrer Lotte gleicha!“

Unsereins mag manches lernen, in den Urgrund sehn wir nicht,
Was in dem Verborgnen, Fernen aufwächst, schaut kein Tageslicht.
Vom bösen Geist, von Ferngewalt hat man dürre Worte halt,
Nicht Vernunft kann hierfür taugen – Kaulfuß aber sieht’s mit Augen!

Alwine beim Kaulfuß

„Hat dei Mann im Dorf wo Schulda, liegt ein Fluch, ein Zwang auf ihm?“-
„Wa mir mitmacha und dulda, na, s’ischt also mehr wie schlimm!“-
„Willsch sehn? Dann schausch in Spiegel dort, wer die bös Frau isch im Ort.“-
„Lebtag will i sell net schaua, s‘tät mi wie vorm Teufel graua!“

Eingefurcht die Denkerstirne, sieht er jetzt noch finstrer aus,
Folgt dem schmalen Geisteszwirne bis in das verhexte Haus.
Hier steht’s: gleich fangen Felder an, Kaulfuß ist ein Bauersmann,
Kann nicht zaubern, ’s nur besprechen, doch den Fluch, den will er brechen.

„Nimm den Spruch mit aus der Bibel, näh‘n ins Kopfkissen mit ei,
Unser Heiland schirmt das Übel, nächscht Nacht wird scho ruhiger sei.“-
„Wa bin i schuldig?“- „Nichts, Weib, nichts, er befiehlt mir, i verricht’s:
Er ist Quelle allen Segens, wir empfangen‘s nur und pflegen’s.“

Wieder in Bonlanden

„Was?! Im Spiegel konnt mer‘s seha?!“- „Noi, mir wurd so eng, so klamm.
Sag, hosch du wo Schulda steha?“- „Ja, im Unterdorf, im Lamm…
Die kecht’s erscht sei, die Hex, die alt; mit der Axt na, woiß i’s bald…!“
W(..) Wilhelm sagt’s entschlossen (einen hat er schon erschossen).

Noch brennt Licht in ihrer Schenke, zwei, drei sitzen mit am Tisch,
Fährt die Tür auf: und die Bänke wackeln jetzt schon, dann wird‘s frisch.
„So, Lammwirtin, du siehscht, i komm, und du weißscht ja au, warom –
Da, nemm’s Geld, und eines sag’e: Lass mei Kind in Ruh, sonscht schla’de!“

„Böse‘ Leut muss man’s entdecka“, Kaulfuß‘ Wahrspruch hat gewirkt.
„Die alt Schindmähr soll verrecka“, beinah hätt er sie erwürgt.
Wie herb auch Rosskurs Warnung sei, seither ist der Spuk vorbei,
Niemand tappt mehr auf der Bühne, steht im Dunkeln, fordert Sühne.

©Wolfregen

PS: Diese „dunkle Stimme“ führt zurück ins letzte Jahrhundert, ins Schwäbische Ende der 20er Jahre, alles hat sich so zugetragen; da man schon damals alles konnte außer Hochdeutsch, nun einige Übersetzungshilfen für unsere norddeutschen Freunde:
„no bissle“=noch ein wenig, „plärrt’s“=weint es, „lend’s net schlafa“=lassen es nicht schlafen, „wie’s no scho“= wie es nun schon, „ebber“=jemand, „verstickt“=erstickt, „mir zwoi“=wir zwei, „zu ’nem“=zu ihm, „gang“=geh, „sonscht“=sonst, „Daimonen“=Dämonen, „z’Weidach oba“=oben in Weidach, „ma“=man, „z’Tod hat g’wiegt“=zu Tode gewiegt, „Geischt“=Geist, „die Erscht, die dir verkommt“=die Erste, die dir begegnet, „wa mir mitmacha“=was wir erleben müssen, „na, s’ischt also mehr wie schlimm“=das ist wirklich mehr als schlimm, „lebtag will i sell net“=das möchte ich niemals im Leben, „s’tät mi“=das würde mich, „näh’n…mit ei“=nähe ihn…mit ein, „nächscht Nacht“=die nächste Nacht, „i verricht’s“=ich führe es aus, „konnt mer’s seha“=konnte man es sehen, „noi=nein, „hosch du“=hast du, „die kecht’s erscht sei“=die könnte es sogar sein, „mit der Axt na, woiß i’s bald“=mit einer Axt hinunter (zu ihr), werde ich es herausbekommen, „weißscht ja au, warom“= wirst du auch wissen, weshalb, „nemm’s Geld“=nimmt das Geld, „sag’e“=sage ich, „sonscht schla’de“=andernfalls schlage (ich) dich, „böse‘ Leut“=bösen Menschen, „Schindmähr“=Schindmähre (Schimpfwort für eine bösartige alte Frau)

Teilen:

  • Facebook
  • Pinterest
  • Drucken
  • E-Mail

Gefällt mir:

Gefällt mir Wird geladen …

Es wusste niemand, was er litt…

01 Freitag Sept 2017

Posted by Wolfregen & Constanze in Lamento di Thorne, Liebeslied, Posse, Burleske, Wolfregens Winkel

≈ 12 Kommentare

Schlagwörter

Ballade, Dichtung, Fotografie, Gedicht, Gedichte, Liebe, Lyrik, Poesie, Romantik, Satire, Verse

Foto: ©Wolfregen

Späte Berufung

Vorzeiten, da noch Gott im Land,
Hoch überm See ein Kloster stand,
Hieß Schauenberg mit Namen;
Äbtissin Resa lebte da
Mit einer kleinen Nonnenschar
Und sang ihr frommes Amen.

Legende oder wirklich wahr?
Besuch erhielt sie jedes Jahr
Von einem treuen Ritter;
Gut möglich, dass er barfuß ging,
Mit warmem Herzen an ihr hing,
Das wund von Kreuzes Splitter.

Es wusste niemand, was er litt,
Stets brachte er ihr Gaben mit,
So war es zwanzig Jahre;
Nie wechselten sie Worte viel
Und doch war Liebe mit im Spiel,
Beseelte, wunderbare.

An einem Abend wurd es kalt
Und dunkel war schon rings der Wald,
Da bat sie ihn zu bleiben;
Die Kerzen brannten schön und lang
Und als sie in der Krypta sang,
Schlug Nachtwind an die Scheiben.

Er ziehe fort ins ferne Land,
Mit Wehmut hatte er’s bekannt
Und ihr bei Tisch gesaget;
Sie sah ihn an mit wehem Blick,
Den gab er wehevoll zurück,
Als hätt sie ihn gefraget.

Schon weit nach zwölf war’s sicherlich,
Als er in ihre Kammer schlich,
Kein Laut mehr, der sie störte;
Die Decke hob sie rasch und gern,
Er stieg zu ihr, zu seinem Stern,
Den er so lang verehrte…

Am frühen Morgen ritt er fort,
Die schöne Sonne aufging dort,
Die sich ins Herz ihm legte;
Zum Schauenberg, noch blass und stumm,
Ein letztes Mal dreht er sich um:
Bewahr, was uns bewegte!

©Wolfregen

Teilen:

  • Facebook
  • Pinterest
  • Drucken
  • E-Mail

Gefällt mir:

Gefällt mir Wird geladen …
← Ältere Beiträge

Herzlich willkommen im Februar 2023!

©Constanze

Neue Klänge…

  • Januargesicht
  • Himmlisches Erhellen ✨ Frohe Weihnachten!
  • Verklungen ist das Lied…
  • 25 Jahre Auftritt im Klosterkeller
  • Sobald die Amseln schwiegen…

Gedichte aus unserem Poesiezimmer in Buchform, hrsg. von:

  • Nicole Carina Fritz

Verse bis zum Himmel...

Interieur…

  • Ante: rebloggt (2)
  • Bücherkanon (2)
  • Constanzes Alkoven (172)
  • Das Flüstern der Dinge (95)
  • Dunkle Stimmen (46)
  • Farbton-Zyklus (3)
  • Frühlingsmelodie (48)
  • Gartenstimmen (5)
  • Gesang der Blüten (52)
  • Großstadtelegie (5)
  • Herbstode (57)
  • Histor. Trompetenstöße (20)
  • Januargefühl (8)
  • Kellerraunen (5)
  • Kinderreigen (8)
  • Lamento di Thorne (3)
  • Lederkonzert (5)
  • Leise Gedanken (54)
  • Liebeslied (63)
  • Lobpreis der Musik (12)
  • Meeresrauschen (14)
  • Memento mori (42)
  • Miniaturen (15)
  • Musenklänge (9)
  • Nocturne (55)
  • Poetisches Bildtagebuch (13)
  • Posse, Burleske (52)
  • Sagen und Legenden (5)
  • Sommersonate (55)
  • Stilles-Zimmer-Zyklus (7)
  • Tante Lotte erzählt (7)
  • Venezianische Symphonie (26)
  • Was der Wind uns zugetragen (2)
  • Winterklang (45)
  • Wolfregens Winkel (262)

Constanzes Alkoven

Archiv…

Wolfregens Winkel

E-Mail-Adresse hinterlassen, um über neue Beiträge dieses Blogs informiert zu werden.

Schließe dich 619 anderen Abonnenten an
Wolfregen & Constanze

Wolfregen & Constanze

"Poesie ist wie ein Duft, der sich verflüchtigt und dabei in unserer Seele die Essenz der Schönheit zurücklässt." Jean Paul (1763-1825)

Persönliche Links

  • Das poetische Zimmer
  • Perlen der Poesie
  • Stoffblüte

Vollständiges Profil anzeigen →

Poetensessel

Schlagwörter

Augenblick Ballade Bild Blüte Dichter Dichtung Engel Erinnerung Erwachen Ewigkeit Foto Fotografie Frühling Gedanken Gedicht Gedichte Gesang Heimat Herbst Jahreszeit Kunst Leben Licht Liebe Literatur Lyrik Mai Meer Melancholie Musik Nacht Natur November Poesie Romantik Rose Satire Schönheit Seele Sehnsucht Sommer Tod Traum Valentinstag Venedig Vergänglichkeit Verse Weihnachten Winter Zeitgeist

Zimmergeist

Erstelle kostenlos eine Website oder ein Blog auf WordPress.com.

Datenschutz & Cookies: Diese Website verwendet Cookies. Wenn du die Website weiterhin nutzt, stimmst du der Verwendung von Cookies zu.
Weitere Informationen, beispielsweise zur Kontrolle von Cookies, findest du hier: Cookie-Richtlinie
  • Abonnieren Abonniert
    • Das poetische Zimmer
    • Schließe dich 619 Followern an
    • Du hast bereits ein WordPress.com-Konto? Melde dich jetzt an.
    • Das poetische Zimmer
    • Anpassen
    • Abonnieren Abonniert
    • Registrieren
    • Anmelden
    • Melde diesen Inhalt
    • Website im Reader anzeigen
    • Abonnements verwalten
    • Diese Leiste einklappen
%d Bloggern gefällt das: