
Arthur Hacker: Musicienne du Silence (1900)
Mein Zimmer: Der Spiegel…
Wie ist doch dieses Jahr dahingegangen,
an meines Zimmers Spiegel nagt die Zeit,
du schaust mich an, vertrautes Bild, mit Bangen,
oftmals konturenlos im alten Kleid.
Dann wieder dieser Reiz: so liebgewonnen
dies Antlitz klar, wahrhaftig und sehr mild,
verschwommen nicht und nicht im Glanz zerronnen –
ich seh dich ähnlich Drostes „Spiegelbild“.
Neugierig lugt das Kind an Sonnentagen
hervor aus Schleiern der verhangnen Stund
und Seelenspiegel tausend Lichter tragen:
wie Sterne, Meer und Himmel strahlt der Grund!
Ein grader, schmaler Steg führt hin zur Quelle,
wo Worte perlen, poesiegeschmiegt,
doch manchmal trübt sich leider diese Stelle,
der Fluss nimmt ab, wird leiser und versiegt.
Du bist ein Wechselspiel im vollen Leben,
ein Farbenrausch in Ebbe und in Flut,
im Auf- und Abgesang wirst du’s verweben
zur hellen Sonne und zur dunklen Glut.
Du schweigst – ich seh dich an in dieser Stunde,
ja, alles soll in dir geborgen sein,
die Frohe und die Traurige im Bunde,
mein Lieb, du bist’s und ich bin ewig dein.
©Constanze
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