Schlagwörter
Blattfall, Dichtung, Gedicht, Gedichte, Herbst, Jahreszeit, Lyrik, November, Poesie, Vergänglichkeit, Verse

August Heinrich Plinke: Spielende Kinder im Herbst (spätestens 1915)
Dunkel wird‘s
Nicht nur die Sonne weicht
Und Licht und Leben schwindet,
Die Zeit jetzt einem Sterben gleicht,
Das doch kein Ende findet.
Das letzte Laub fällt kraftlos ab,
Bleibt ohne Hoffnung liegen,
Der Park: ein zugedecktes Grab,
Sobald die Amseln schwiegen.
Nichts alt mehr in der alten Stadt,
Nur öde, leere Gassen,
Der Turm, das Rathaus Risse hat,
Die Gäste dazu passen.
Am Marktplatz steht die große Uhr,
Der Brunnen führt kein Wasser,
Der Abendhimmel, graupurpur,
Erscheint nun deutlich blasser.
Die schönen Orte, wenig sind‘s,
Verlieren ihre Seelen,
Läg nicht das Laubgold Münz an Münz,
An Reichtum würd‘s ganz fehlen.
November macht die Wege klein,
Der Still’re blickt nach innen,
Ist‘s draußen trüb, wird‘s drinnen rein,
Um Einsicht zu gewinnen.
Wir haben uns, nur uns,
Vier Hände warm, zwei Herzen,
Und sitzen wir am Tisch und friern,
Dann brennen doch zwei Kerzen.
©Wolfregen