Wärmer weht es her von Süd…

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Johan Krouthén: Sonniger Waldweg (1889)

Der Frühling naht

Aus der Ferne blauem Grund
Frühlings Geister steigen,
Bald wird sich ihr froher Bund
Auch hier oben zeigen.

Wärmer weht es her von Süd,
Folgt den weichen Fährten,
Lieblich blumet’s schon und blüht
In den ersten Gärten.

Morgens ist die Welt noch kalt,
Abends blickt sie freier,
Auf den Sträuchern und im Wald
Liegt ein zarter Schleier.

Schaut nur hin, was grau und kahl,
Ist mit Grün bedeckt,
Frühling hat das weite Tal
Wieder schön erweckt.

©Wolfregen

Valentinstag ist an jedem Tag! 💙

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Foto: ©Constanze

„Weil du die Tage zu Schiffen machst,
die ihre Richtung kennen …“ ~ W.H. Fritz (1929-2010)

~ Schiffe nach Süden ~

Was wär ich ohne dich an jenen Tagen,
die mir so endlos sind wie‘s weite Meer,
mal Wellengang, mal Flaute mit Verzagen,
kein Land in Sicht, Fahrt ohne Wiederkehr.

Ich such die Insel und erkenne schlicht,
dass du sie bist, Leuchtfeuer an Gestaden,
entzündest Hoffnung auf den sand‘gen Pfaden
und wärmst das Herz mit deiner Liebe Licht.

Der Weg das Ziel, die Route führt nach Süden
und wieder setz ich Segel auf dem Kahn,
seh in Gedanken nicht das Wanken nahn,
sondern mit Zuversicht, was uns beschieden.

Das Schiff, das seine Richtung kennt, fährt weiter,
vielleicht weil‘s Fahren die Bestimmung ist,
bewegte Wasser, tief berührt und heiter –
lebendig mir, wenn du der Lotse bist!

©Constanze

Halt deinem Himmel nur die Hände hin …

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Foto: ©Constanze

~ Januargefühl IX ~

Fünf Finger ausgestreckt

Was mag das neue Jahr wohl diesmal bringen,
ich hab es leider nicht in meiner Hand,
im Januar greif ich ins Wolkenband,
es scheint mit jedem hellen Strahl zu ringen;
doch plötzlich öffnet sich das Firmament,
Gesicht im Licht klart auf und es erkennt:

Du darfst vom Leben nicht zu viel erwarten,
doch dann und wann möcht dir ein Lied erklingen,
geboren bist du, um in dir zu schwingen,
auch wenn die Welt sich lärmend um dich dreht,
ein Engel ist‘s, der heimlich durch dich geht,
Musik entfacht in deinem Rosengarten.

Fünf Finger ausgestreckt an einem Teller,
der wärmend gibt, empfängt, so ohne Sinn,
halt deinem Himmel nur die Hände hin,
er streut dir Blüten, Töne unverschleiert
und dann wird‘s Stund um Stund ein wenig heller
und du, du lächelst, weil der Tag dich feiert!

©Constanze

~ Noch mehr Gedichte zum Thema „Januargefühl“ finden sich unter der Rubrik „Interieur“, siehe linke Spalte. ~

Auf der Suche nach Stille…

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Oskar Herrfurth: Weihnacht (1904)

Weihnacht 2023

Fühlen uns einsam und unbehaust
Wie das biblische Paar:
Draußen tanzen die Flocken,
Schlagen dunkel die Glocken,
Trostlos endet das Jahr.

Reisen wie Flüchtige ringsumher
Mit der Sehnsucht nach Rast,
Auf der Suche nach Stille:
Kein Ort, Weltall der Fülle,
Den du übrig uns hast?!

Tragen kein Christuskind unterm Herz,
Nur den Kummer, die Not;
Glauben fest an die Sorgen,
Denken ängstlich an morgen,
Öfter auch an den Tod.

Hoffen und Beten, die sind umsonst,
Wo im Finstern kein Licht;
Stärker, heißt‘s, ist die Liebe,
Wenn die einzig uns bliebe,
Ärmste, klagte ich nicht…

©Wolfregen

🎄🎁🎇✨🎄

Liebe Leserinnen, liebe Leser,
wir wünschen Euch von Herzen frohe, gesegnete Weihnachtstage
und einen besinnlichen Jahreswechsel.
Alle guten Wünsche für ein glückliches und friedvolles Jahr 2024! 

 

Erinnerung und Wehmut über jedem Ton…

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Sophie Ley: Schloss Freudental, Kreidezeichnung (o.J.)

Schloss Freudental

Das Schloss erwartet seine Gäste
So reich geschmückt, dass sanfte Augen übergehn:
Nicht nur zu einem Tanz- und Freudenfeste,
Nein, auch zu einem lang erhofften Wiedersehn.

Die Rose schlief in kühler Vase,
Die schlanke Kerze stand noch unentzündet da,
Als fein gedeckt schon, Silber nächst dem Glase,
Ein helles Schweigen durch die stillen Räume sah.

Doch überm Warten wurd es Abend
Und draußen dämmerte des Herbstes frühe Nacht:
Des Tages Mühsal unter Dunst begrabend
Zieht diese prächtig auf, im Schloss wird Licht gemacht.

Holzflämmchen, geh von Docht zu Dochte,
Heiß alle Kerzen rings an Häupten schön zu sein!
Ihr Glanz strahlt aus: Was kein Geschenk vermochte,
Heut teilen wir verzaubert ihren warmen Schein.

Ihr goldnes Feuer schönt die Wangen,
Der Frauen Augen, größer, leuchten schwarz und tief,
Vom Abend haben sie die Glut empfangen,
Wer ist‘s, der uns so spät im Jahr zusammenrief?

Musik erklingt, die Tänze reifen,
Die lieben Freunde tanzen zierlich Menuett,
Sie tanzen schön, die langen Kleider streifen
Anmutig gleitend über schimmerndem Parkett.

Und dann, die altvertrauten Klänge,
Erinnerung und Wehmut über jedem Ton!
Ergreift uns ganz, Saal, Treppenhaus und Gänge,
Wir tragen heute mehr als einen Schatz davon.

Kehrt wie die Sterne ewig wieder,
Die droben überm Schloss jetzt mitternächtlich stehn,
Durch Wolkenlücken schauen sie hernieder,
Ihr mögt verblassen, nimmer sollt ihr ganz vergehn!

©Wolfregen

Sie schmückte alle Räume mit Gedanken …

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Jean-Frédéric Bazille: Flowers, 1868

~ Haus der entschlafenen Seele ~

Noch immer spürst du diesen Hauch der Seele,
sie ging nie ganz, ließ die Erinn‘rung dort
im stillen Haus, am unbelebten Ort,
damit dir nichts in deinen Mauern fehle.

Sie schmückte alle Räume mit Gedanken
von schönsten Blüten und mit grünen Ranken
und jene Kerzen, die sie ausgewählt,
sind zum Entzünden da, wenn dich was quält.

Beleuchten und beleben jede Ecke
von Tafeln, wo der Nachtalb hungrig thront,
verzehrt sich selbst im Glanz edler Bestecke
und Atem alten Sanges an den Mond.

Die Dunkelheit sieht zwar durch alle Fenster,
doch im Gewand von Luna, sternbestickt,
wölbt jedes Kreuz sich über dir geglückt
und treibt aus Gängen und durchs Tor Gespenster.

©Constanze

Inspiriert von Wolfregens Gedicht „Welch stiller Ort“ (siehe unten)

Hier muss die Zeit sanft eingeschlafen sein…

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Peter Ilsted: Solskin (1909)

Welch stiller Ort

Die Zeit steht still, steht still und rückt nicht fort
Wie eine Uhr, die jemand anhielt dort,
Nicht heut, nicht gestern, nein – so still der Raum -,
Wie eine Hand in einem Märchentraum.

Sie stellte Kerzen auf die Tafel auch
Und legte Blumen aus nach schönem Brauch,
Ließ alles liegen hier, Geschirr, Besteck,
Und ging dann leise und für immer weg.

Wo findet man so stille Orte sonst?
Ein Märchenschloss, in dem du friedlich wohnst:
Fast blind die Spiegel, Schleier hängt daran,
Die alten Bilder sehn uns fragend an.

Der lange Flur führt nirgendwo hinaus,
Ein Kreuzgewölbe trägt das dunkle Haus,
Es riecht nach altem Holz und kühlem Stein,
Hier muss die Zeit sanft eingeschlafen sein.

Nachts sieht die Nacht herein durch Fenster groß,
Der Brunnen draußen schweigt, ist Zierde bloß,
Noch stiller wirkt das Haus, scheint unbewohnt,
Wenn alles ruht, erscheint der stumme Mond…

©Wolfregen

Sein Vornehmtun, es klingt wie Hohn…

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Foto: ©JoachimKohler-HB, Konstanz, Quelle: commons.wikimedia.org

Geschichten, die das Leben schreibt

Spätsommerabend, Innenstadt,
Im Nebenraum der Imbissbude
Sitzt Gigolo Chick Buxtehude
Und wird von Currywurst nicht satt.

Trägt einen Anzug, silbergrau,
Mit Schlips, gefärbt sind seine Haare,
Man sieht, sie kommen in die Jahre,
Die Kopfhaut und die letzte Frau.

Die Wirtin schnarrt mit rauem Ton,
Ob er noch etwas haben möchte?
Nein, nicht (kein Geld mehr), er nichts bröchte,
Sein Vornehmtun, es klingt wie Hohn.

Doch ehemals war er gesucht,
Jetzt ist er nicht einmal geduldet,
Ist abgewrackt, verlebt, verschuldet
Und überaus gering betucht.

Ja, früher warf er knüppeldick
In Szenekneipen jede Runde,
Jetzt kläffen selbst die kleinsten Hunde
Und giften her mit starrem Blick.

Gebräunt noch immer, lächelt er,
Selbst wenn die jungen Leute lachen,
Sagt immer noch dieselben Sachen,
Fällt ihm auch längst das Reden schwer.

Das goldne Kettchen ist nicht echt,
Das alte musste er verpfänden,
Er lebt von Stütze und vom Blenden,
Den meisten wird davon nur schlecht.

Sein Vormund hat es ihm gesagt,
Er weiß schon, wo er ruhen werde,
Ein Meter achtzig in der Erde,
Die Zeit bis dann ist‘s, die ihn plagt…

©Wolfregen

Etwas vergilbt erscheint es …

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©Constanze

~ Flüchtige Blüten ~

Das Buch des Sommers schließt sich bald und endet,
schreibt seine Botschaft flüchtig in die Blüten
und du verstehst und umso mehr behüten
möchtest das Blättchen du, obwohl sich‘s wendet.

Etwas vergilbt erscheint es und zerknittert,
doch immer noch durchschimmert mit dem Blau
einer Hortensienpracht, die nun leicht rau
und Himmel blass erinnert und verwittert.

Längst sind die Schirmchen deiner Pusteblume
davongeflogen aus der lichten Welt
der Kindersonnen, die sich dennoch hält
als kleiner Funke der Gedankenkrume.

Verdichtet bis zuletzt durchpulst er Seiten,
lässt feinste Ader sich im Feuer weiten
und dann zerstieben wie der rote Mohn,
der flackernd sich erhebt von seiner Kron.

Und über reifen Ähren geht der Wind
und weht auch dann noch, wenn der Halm geschnitten,
bis dass der Winter kommt ins Feld geritten
und alle Lebenszeichen Erdreich sind.

©Constanze

Wenige Gärten sind…

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Lilian Stannard: A Cottage Garden (o.J.)

Hungerlyrik

Form? Das sind keine Verse mehr,
Das sind verletzte Vögel,
Die am Boden liegen,
Flattern hilflos wild umher,
Werden nie mehr fliegen.

Inhalt? Gedankenfetzen nur,
Die schreien und beschreiben,
Was ins Auge schneidet
Grell von außen, Reimkultur,
Die am Nachbild leidet.

Der Sommer stirbt schon wieder,
Erste Blätter fallen von den Bäumen,
So ist es auch mit Segnungen und Träumen,
Die sterben alle weg.

Wenige Gärten sind:
Still und schön, da blüht der Tag noch länger,
Die Rosen duften über den Zaun
Mit gelben Lilien, Lavendel und Rosmarin,
Dort zieht‘s mich immer hin.

Dem Abend folgt ein trüber Morgen,
Was gestern leuchtete, ist heute tot;
Früh ging der Schnitter aus dem Hause,
Nun macht er kurz Pause, trinkt Wasser
Und isst sein trockenes Brot.

Der Parkplatz haut mir seine hässliche Größe ins Gesicht,
Die Neubausiedlung grüßt mich mit steriler Einfalt,
Das Windrad dreht sich kindisch im Kreis,
Ist alles nützlich, ich weiß…

©Wolfregen