Tages Schwere sinkt zurück…

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Johannes August Fischer: Ansicht von Brügge (1905)

Musik, Magie und Schweigen

Kennt ihr solche Träume auch:
Bilder hell im Zauberhauch,
Goldner Dinge hoher Blick,
Unvergessliche Musik?
Nie gehört und doch bekannt,
Weiten Wegs sie zu euch fand.

Über lichten Grund hinweg
Hebt ihr euch mit sanftem Schreck,
Ungewohntempfinden weicht,
Bald schon dem Vertrauten gleicht;
Tages Schwere sinkt zurück,
Bild um Bilde, Stück für Stück.

Seid in einer fremden Zeit,
Jeder trägt ein langes Kleid,
Stille Menschen, schön ihr Gang,
Gehen frei am Fluss entlang;
Auf dem Marktplatz schweigen sie,
Lärm und Lästern hört man nie.

Und ein gelbes Birkenblatt
Weht durch eine alte Stadt:
Leicht vorbei an Fenstern treibt,
Sanft am Brunnen liegenbleibt;
Seewind hat es hergebracht,
Ruht nun. Langsam wird es Nacht.

Aus den Spiegeln, Gärten dann
Sieht euch dunkle Schönheit an!
Kerzen leuchten stumm hinaus,
Brennen heimlicher im Haus;
Fern und klar die Turmuhr schlägt,
Alle Hast der Welt sich legt…

©Wolfregen

Sommerabend im Park

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©Constanze

 ~ Rendezvous mit dem Sommer ~

Erwarte dich im Park zur Dämmerstunde,
wenn seidensamt dein Atem mich umweht
und aus dem Dickicht der Gezweige geht
ein sanftes Rauschen, Flüstern in die Runde.

Auf jeder Blüte, über allem Grün
hast zärtlich süß Aromen du gebettet
und warme Zunder in die Nacht gerettet
vom letzten Funken eines Tags voll Glühn.

Von Blatt zu Blatt bezeichne mir dein Herz,
schick Schmetterlinge tanzend himmelwärts,
lass Mücklein spielen, Vögel singen Lieder
und ewig auch in mir – du hast mich wieder!

©Constanze

Durchs schöne Leben geht ein Riss…

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Varennes

Nicht nur die Zeit vergeht,
Es ändert sich das Sein,
Kein Tag, kein Weltlauf stille steht,
Das große Rad sich immer weiterdreht,
Vergossen wird der Wein.

Kulturen, sie sterben,
Es fehlen die Erben,
Ob geistig, ob dinglich,
Ist unwiederbringlich,
Was einmal bestand.

Der Morgen heißt Jugend,
Ihr Aufbruch die Tugend,
Der Herbst wie das Alter
Ein trauriger Psalter
Dem frechen Verstand.

Das Neue kommt gewiss,
Das Alte aber weicht,
Durchs schöne Leben geht ein Riss,
Der Tod, er ruht nicht aus, es schmerzt sein Biss,
Wie sich doch alles gleicht.

Wir fahren dermaßen
Auf endlosen Straßen,
Entlang grüner Felder,
Durch Orte und Wälder
Und jagen das Glück.

Sind selber Gejagte,
Kein Richter uns fragte,
Es endet die Reise
Auf tragische Weise,
Dann geht es zurück.

Doch Augenblicke sind,
Da wird uns auch bewusst:
Dies alles ruht, es weht kein Wind,
Ganz still! Das Weltrad steht, der Sand zerrinnt
In Ewigkeit und Lust.

©Wolfregen

Zum 250. Geburtstag von Novalis

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Foto: ©Wolfregen

Sophie von K.

Im stillen Rosengarten
Hier will ich auf dich warten,
Geheimes zieht mich her,
Du aber kömmst nicht mehr.

Dein Bild ist mir geblieben,
Ein Brief, den du geschrieben
Zuletzt mit schwacher Hand,
Ein Goldherz und ein Band.

In Lieb und Treu und Güte,
Wer brach die frühe Blüte
So grausam vor der Zeit?
Getrennt blühst du und weit.

Ich seh nach dir hinüber,
Du aber gingst vorüber
Leicht wie ein Hauch im Laub,
Am Weg liegt Blütenstaub.

Er führt in hellre Ferne,
Wir saßen hier so gerne
In Dämmerung und Nacht,
Bis Licht im Schloss gemacht.

Nun geh ich, Tau fiel nieder,
Ich weiß, ich seh dich wieder,
Das Parktor schließt nicht zu,
Die Gärtnerin bist du.

Ich steh in deinem Zimmer,
Es riecht nach dir noch immer,
Nach Flieder und Jasmin,
Am Grab wächst Rosmarin.

©Wolfregen

Sie wiegen sich in frischen Frühlingslüften…

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Foto: ©Constanze

🌼~ Elbenfrühling ~ 🌼

Mit Knospen zart und noch nicht blätterdunkel
wärmt grünend sich der Wald im Lichtgefunkel
von heller Blüt und Sonnenstrahl das Herz,
als würd mit der Erinnerung im März
und Sehnsuchtszeit im dürftigen Gewand
nun im April ein Öffnendes gesandt
und hingestreut wie kindliches Erstaunen
in Matten feengleich, schneeweißem Schein,
ein Flügeln sachte zwischen den Alraunen
und dichten Moosen hier im Zauberhain;
das ist der Anemonengeister Reigen,
Windblümchen stiegen aus den Erdengrüften,
sie wiegen sich in frischen Frühlingslüften
und wollen nichts als blühn, Entfaltung zeigen,
als wüssten sie, ein Hauch nimmt sie bald fort,
mitten im Aufgehn ein Verwehn am Ort –
so sprießt des Daseins ewiges Bemühn,
bald zugedeckt vom stillen Maiengrün…

©Constanze

Golden sind Engel…

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Lawrence Alma-Tadema: Frühling (Ausschnitt), 1894

~ Äonenklang ~

Golden sind Engel in rauschenden Farben,
lassen uns niemals im Tonlosen darben,
selbst in der Stille, im Tiefklang der Nacht
malen mit Flöten pastellen sie sacht
Töne in blassende Winkel der Seelen,
traumbunte Lieder aus schimmernden Fernen,
Stimmen hell flüstern bis hin zu den Sternen,
hauchen Musik aus dem Äther dir zu,
wollen das Dunkel mit Licht neu vermählen,
bis in der Dämmrung blaut himmlische Ruh…

©Constanze

Des Winters Geist ist davon…

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Foto: ©Wolfregen

Vorfrühlingstag

Der Himmel ist blau,
Die Erde noch grau,
Doch wach schon und emsig dabei,
Der Fluss liegt offen und frei;
Sein Wasser strömt kräftig dahin,
Es spiegelt sich Aufbruch darin.

Kein Zweig mehr bereift,
Ein Vogel hier pfeift
Mit wehmütig lieblichem Ton,
Des Winters Geist ist davon;
Die Sonne scheint golden und warm
Und doch ist der Boden noch arm.

Noch wenig bis nichts,
An Farbe gebricht‘s,
An Grün und lebendigem Rot,
Noch wirkt‘s gespenstisch und tot;
Ein Blümlein entdeckt ich im Wald,
Es folgen ihm viele schon bald.

©Wolfregen

Als würde morgen alles still…

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Léo-Paul Robert: Le premier printemps (1881)

März

Mir ist so bang in deinem Licht,
Als ob es Herbst schon wäre,
Bei aller Süße, die jetzt spricht,
Ergreift mich eine Schwere.

Als folgt dem März nicht der April,
Als folgte gleich September,
Als würde morgen alles still
Und dunkel und November.

Als welkten Blumen, kaum entdeckt,
Und fielen ab die Blüten,
Als müsst die Knospe, die sich streckt,
Vor Regenwind sich hüten.

Als färbte sich das grüne Laub,
Kaum dass es sich entfaltet,
Und wär so früh schon Winters Raub
Und alle Welt erkaltet.

Wie wenn kein warmer Frühling mehr
Von Süden käm gezogen:
Wie wird ums Herz mir weh und schwer,
Das Leichte ist verflogen.

Sah einen Apfelbaum, entlaubt,
Der hielt noch alle Früchte,
Ich sah ihn stehn, hätt‘s nicht geglaubt;
Lang halten sich Gerüchte.

Im fernen Dorfe schlägt die Uhr,
Die Sonne scheint noch immer,
Ich geh zurück durch kahle Flur,
Sie liegt im goldnen Schimmer…

©Wolfregen

Von Herzen 💗 zum Valentinstag!

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Lawrence Alma-Tadema: Summer Offering, 1911

~ 🌹In meinem Herzen dein Sein 🌹~

Wohnst mir im Herzen wie in einem Schrein,
dem Ort der allerschönsten Liebesgaben,
geborgen dort sollst du für ewig sein,
Karfunkelstein gefasst, tief eingegraben.

Und Feuervögel nisten warm sich ein,
sie flattern, hüpfen licht und leicht und weihn
mit Glut Gesang, den sie gen Himmel tragen,
verscheuchen aus den Kammern schwarze Raben.

Du sollst das Elixier der Liebe haben,
in Adern pulst es rosenrot und rein,
des Lebens Fluidum wird dich göttlich laben –
vor dein Altarbild stell‘ ich Brot und Wein!

©Constanze

Das Feuer der kalten Tage

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Foto: ©Constanze

**~ Januargefühl (VII) ~**

Das Feuer der kalten Tage

Manch stillen Grund könnt ich getrübt beweinen,
blasswangig, fast erloschen das Gesicht,
schwelt‘ nicht in Tiefen dieser Funke Licht –
das Feuer kalter Tage möcht‘ erscheinen.

Bedürftig klopft im Januar die Zeit
nun wie ein Bettler an verschlossnen Türen
und mag die milden Sonnengaben schüren,
ein Schimmer Hoffnung nur im Winterkleid.

Noch ist der Frühling fern und nicht bereit,
doch Gluten können Inneres berühren,
ein Herz, das pocht, beschützen vorm Erfrieren
und in uns aufgehn – hell und warm und weit!

©Constanze

~ Noch mehr Gedichte zum Thema „Januargefühl“ finden sich unter der Rubrik „Interieur“, siehe linke Spalte. ~