Schlagwörter
Dichtung, Ewigkeit, Farben, Fotografie, Gedicht, Gedichte, Lyrik, Poesie, Tod, Vergänglichkeit, Weiß
Liliengleich
(Vollkommenheit – Ewigkeit)
Mit blassem Teint liegt sie wie unter Schleiern,
ein Vorhang, weiß, der alles von ihr trennt,
was diesseits ist und sich „das Leben“ nennt,
doch ist’s, als ob sie’s nicht bedauern müsste.
Ein Lächeln schwebt auf ihren fahlen Lippen
und wächsern schimmert Elfenhaut im Glanz
der Kerzen, die beleuchten mild den Kranz
von Wimpern, die sich müd ums Auge legen.
Verschlossen bleiben nun die lichten Tore,
adieu, du Welt, ich hab dich kurz gesehn
in Bildern, die jetzt alle von mir wehn,
umschmückt das Haupt mir nun mit süßen Lilien.
In stiller Stunde kamst du ihr hernieder,
oh Tod, gerufen hatte sie dich leis
ins Dasein, das nur leider wenig weiß
von Schwellen, wo wir sanft hinübergleiten.
Doch scheint ihr letztes Lächeln uns zu sagen,
dass dieses Ende war nicht klagenswert,
die Grenze ist’s, die uns nur hier beschert,
was wir vom eitlen Leben wissen müssen.
Denn als sie’s endlich sah, dies helle Leuchten,
verschmolz ihr alles zu Vollkommenheit,
was einzeln schön ist, wird zur Ewigkeit,
die Himmel ihr ins edle Antlitz tragen.
©Constanze