Golden sind Engel in rauschenden Farben,
lassen uns niemals im Tonlosen darben,
selbst in der Stille, im Tiefklang der Nacht
malen mit Flöten pastellen sie sacht
Töne in blassende Winkel der Seelen,
traumbunte Lieder aus schimmernden Fernen,
Stimmen hell flüstern bis hin zu den Sternen,
hauchen Musik aus dem Äther dir zu,
wollen das Dunkel mit Licht neu vermählen,
bis in der Dämmrung blaut himmlische Ruh…
Manch stillen Grund könnt ich getrübt beweinen,
blasswangig, fast erloschen das Gesicht,
schwelt‘ nicht in Tiefen dieser Funke Licht –
das Feuer kalter Tage möcht‘ erscheinen.
Bedürftig klopft im Januar die Zeit
nun wie ein Bettler an verschlossnen Türen
und mag die milden Sonnengaben schüren,
ein Schimmer Hoffnung nur im Winterkleid.
Noch ist der Frühling fern und nicht bereit,
doch Gluten können Inneres berühren,
ein Herz, das pocht, beschützen vorm Erfrieren
und in uns aufgehn – hell und warm und weit!
Kein Hof nimmt mich auf, kein Haus lässt mich ein,
Mir fehlt des Kaisers Berechtigungsschein;
Man weist mich ab, schickt mich weiter und weiter,
Kein Pfarrer mir hilft, kein Amtmann, kein Streiter.
Darf nachts durch die Stadt nicht, gab man bekannt:
Verstoßen bin ich im eigenen Land!
Kein Schlafplatz, kein Dach, muss hungern und frieren,
Man treibt mich fort in den Wald zu den Tieren.
So muss es gewesen sein, wenig sacht,
In Bethlehem in der Heiligen Nacht.
Die Augen sind müd, beginnen zu feuchten,
Die Menschen sind tot, die Sterne nur leuchten.
Da fällt ein Lichtstrahl, sanft schimmernd und rein,
Weit übers Schneefeld mit lieblichem Schein;
Ich höre Gesang, seh altes Gemäuer,
Im einsamen Haus ein wärmendes Feuer.
Ich klopfe leis und mir wird aufgetan,
Vier Engel sehen mich liebevoll an;
Sie lassen mich ein, sein Bild ziert die Wände:
Jetzt weiß ich, dass Gott noch reicht seine Hände…
Liebe Leserinnen & Leser, in dieser denkwürdigen Zeit wünschen wir Euch von ganzem Herzen frohe Weihnachtstage und einen besinnlichen Jahreswechsel. Möge Euch ein gesundes und glückliches Jahr 2022 beschieden sein!
So oft schien es, als sei sein Glanz entschwunden
und mit ihm kleinste Flamme dieser Welt,
und dennoch bleibt der Dunkelraum verbunden
mit jedem Funken Hoffnung, der sich hält
am Firmament wie alle seine Sterne,
die plötzlich prächtig aufziehn über Nacht;
du musst nur glauben, was er dir entfacht,
das große All, nur scheinbar ist es ferne
wie bei getrübtem Blick im Nebelland;
wenn du nur trittst hinaus und düstres Haus
erwacht mit einem Mal im klaren Schimmer
entflammter Kerzen, hell vertrauter Zimmer,
und dieser Strahl wächst sich nach oben aus,
durchbricht die Wand, das dichte Wolkenband –
dann tun sich Himmel wieder vor dir auf
und gießen goldne Perlen dir in Schoß,
erleuchtend nimmt das Lichte seinen Lauf –
nur dein Gebet macht die Gestirne groß!
Mein Garten blüht und Sommer langsam zieht
mit bunten Tönen aus den warmen Tagen,
bis sie erblassen, echogleich dem Lied
verhallen wie die Jahre, die mich tragen;
ein Funke Wehmut klingt nun durch die Zeit,
doch gäb‘s kein Grünen, wär‘n wir nicht bereit,
im Scheiden stets Erinnerung zu wahren,
ein Korn im Winterkleid,
wir nähren es für alles, was sich reiht
in Farben und zum Himmelsklang, dem klaren.
Noch leuchten Astern, lächeln licht im Blauen,
und Sonnenhut bekränzt die dunkle Mitte
mit goldnen Kronen, die aufs Purpur schauen
von Alpenveilchen wie mit einer Bitte,
noch einmal zu erstrahlen groß an Glanz,
als müssten malen sie ein letztes Sein
vom Sommer, den sie ganz im Herzen hüten,
in diesem Blütentanz –
und blasse Rosen, Herbstzeitlosen fein
stehn still bewegt, als ob sie es errieten.
Die Sehnsucht wächst uns mit des Sommers Küssen, wenn Rosen lieblich an Gemäuern blühn und blaue Himmel über Graues ziehn, dann öffnen, lüften sich auch alle Räume, die fest verschlossen waren bis zum Grund, und Blumen sprießen, gehen auf im Bund, entfalten mit den Flügeln bunte Träume und tragen Schmetterlinge leicht durch Auen; Madonnenlilien stehn entrückt und schauen und streben weiß und weit zum Firmament, andächtig Höh’rem zu, das sie vermissen, das Eingang fand im Herzen, göttlich brennt in jeder Seele roter Rosenblüten, die sich verschenken, sacht an Toren wiegen, fast zärtlich sich ans dürft’ge Antlitz schmiegen mit Blattgrün, Knospen, die ein Lichtes hüten.
Ein frisches Weiß von Schnee verweint im Regen
und Schleier von Tristesse gebleicht sich legen
auf alle Höhen, hüllen sie in Grau,
und Bäche, worin lächelt sonst ein Blau,
sind Spiegel des Verschwommnen, Unfassbaren –
mir scheint, dass nun im Januar die klaren
und stillen Wasser leicht im Wind erbeben
und vieles wankt, was sicher sich drauf lenkt,
doch bergen sie auch ungetrübt ein Streben
im Fluss zum Lichten hin, das Hoffnung schenkt.
Noch bringt der Herbst mir seine bunten Träume,
seh ich dies Blatt, das ich am Wegrand fand,
mit Sonnengold beschrieben gleich der Hand,
die meine nahm im Schatten grüner Bäume.
Wir ruhten miteinander still verbunden,
verflochten Finger zärtlich wie‘s Geäst,
wo Strahlen hell und über uns für Stunden
durchbrachen dichtes Blattwerk wie ein Fest.
Geborgen darin alles, was gegeben
in Liebe, und so wertvoll, um zu leben,
Geflecht aus Licht, in dem das Ew‘ge glimmt,
ein Funke nur, der mir den Winter nimmt…
Edward William Cooke: The Armenian Convent, Venice (vor 1855)
Tief dein Herz und weit das Meer
Wo du bist, da ist Venedig, Liebes, Überall liegt goldner Morgenschein, Wie der klare Himmel aufzog, blieb es, Schlägt dein Herz mir, ungetrübt und rein.
Schönes spiegelt sich darin und Gutes Wie ein heller Tag in stiller See, Wie Korallen auf dem Meergrund ruht es Tief in dir, was Wohltat war, was Weh.
Wellen tragen Sehnsuchts Segelschiffe An das Ufer der Empfindsamkeit, Eine Bucht ganz ohne Felsenriffe, Fluten rauschen her und rollen weit.