Ein Maler bist du und ein Magier…

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Foto: ©Constanze

💚~ Dein Frühlingslachen ~ 💚

Du bist der Magier meiner stillen Tage,
die über einer matten Landschaft ruhn,
verzauberst sie, so wie es Maler tun,
mit einer lichten Spur in jeder Lage.

Trägst Schicht um Schicht den güldnen Firnis auf,
Partikel Schimmergold beleben Sterne,
Gestirne nehmen funkelnd ihren Lauf
und glanzvoll klingt ein Quellfluss in die Ferne.

Besonnte Höhen, leuchtend grüne Auen,
und Schatten fliehn aus Tälern, Wolkenland –
dein Frühlingslachen froh möcht‘ ich erschauen
und spürn die Striche deiner warmen Hand!

©Constanze

Solang noch eine Kerze brennt…

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anonym: Junge Frau bei Kerzenlicht (19. Jh.)

Worte der Stille

Die Schatten verschlingen das Licht,
Im Dunkel ein helles Gesicht:
Ich bin es, die leis zu dir spricht,
Kein Sterbliches hat mich geboren.
Solang noch eine Kerze brennt,
Dein Tisch ein Gegenüber kennt,
Mein Mund vertraute Namen nennt,
Solang ist nicht alles verloren.

Ich glaube nicht tot an das Nichts,
Du spürst‘s an der Flamme des Lichts
Und hörest‘s im Fluss des Gedichts:
Es gibt ein Geheimnis des Lebens.
Solang du siehst ein Blütenblatt,
Den Himmel über Land und Stadt,
Die Liebe eine Wohnung hat,
Solang ist nicht alles vergebens.

Das Wertlose stirbt und verfällt
Wie Stroh und papiernes Geld,
Es passt zu der Lüge der Welt,
Da wird übervorteilt, betrogen.
Das Schöne, Gute, Edle gar,
Das Hohe kennt nicht Ort und Jahr,
Bleibt immer schön und ewig wahr,
Solang‘s mit dem Herzen gewogen.

©Wolfregen

Das Blau der Ferne nur bleibt…

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Heinrich Vogeler: Frühling (1897)

Vorfrühlingstage

Nach meiner Stellung im Leben,
Nach Gütern fragst du mich, Freund?
Mag ungern Antwort dir geben;
Wie fremd mir vieles erscheint.

Der guten Orte sind wenig,
Die aber schwinden dahin;
Ein Ritter suchte den König,
Von Burg zu Burg zog es ihn.

Er sang vertrauliche Lieder,
Die der Gesuchte nur kennt;
Mir klingen Mauern nicht wider,
Kein Turm den Namen mir nennt.

Im Garten blühen die gelben,
Erwachten Krokusse nun;
Die Berge sind noch dieselben,
Sie schweigen immer und ruhn.

Es kommen, gehen die Tage
Wie Bilder, niemand sie treibt;
Oft wechseln Wohlsein und Klage,
Das Blau der Ferne nur bleibt.

Dort müssten Wege doch enden,
Nicht endlos können sie sein;
Nicht ewig halt ich in Händen
Des Kleinods goldenen Schein.

©Wolfregen

Augenblicke beflügeln – Zum Valentinstag!

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Foto: ©Constanze

~ Ins Blaue ~

In diesen Tagen erste Frühlingsboten,
ein leichter Anflug nur in deinen Augen,
doch scheint es mir, als flatterten nun Tauben
wie helle Lichter dir und mir im Blau;
wir sind die Deuter unsrer Vogelschau
und kennen jeden Wimpernschlag nach Noten –
sing mir dein Sehnsuchtslied mit zarten Flügeln
von blauen Blüten in den Seelenrain,
dir ewig möcht‘ ich Primavera sein
und Blick an Blick gen Himmel niemals zügeln.

©Constanze

Januargesicht

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Foto: ©Constanze

~ Januargefühl (VIII)

Januargesicht

So oft hab ich schon Worte hier verwoben
für ein Gefühl, das ich mit dir verband,
ich seh dich an und sah dich stets gehoben
als Neubeginn aus einem Niemandsland.

Vorbei sind zwar im Januar die Zeiten
von Sonnwendnächten, heil‘gen Sternenweiten,
die magisch licht umgarnen jeden Schmerz
und Silberfäden spinnen um dein Herz.

Doch knüpft einmal Gewirktes der Textur
an etwas Neues an, das uns dann leitet
und funkelt wie die Perlen an der Schnur,
den Himmel über nackte Erde breitet.

Die Hoffnung kommt mit wärmendem Gewand,
legt sich auf Graugesichter, kalte Hand –
ich seh dich an und sehe mich gespiegelt
als Abschied, der den Neubeginn besiegelt.

©Constanze

~ Noch mehr Gedichte zum Thema „Januargefühl“ finden sich unter der Rubrik „Interieur“, siehe linke Spalte. ~

Himmlisches Erhellen ✨ Frohe Weihnachten!

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©Constanze

*~ Weiße Amaryllis ~*

Blüh, weißer Stern, blüh endlich über Nacht,
das Tor ward dir geöffnet, leise, sacht,
und aus den scheinbar irdisch schwarzen Stellen
wächst sich dein Spross bis weit nach oben aus
und es erglüht ein himmlisches Erhellen
von einer Krone rein, durchsichtig, zart,
die aus Gewölk wie‘s helle Wunder bricht,
aufklart die Finsternis mit reichem Regen
und einem heil‘gen Leuchten wie der Segen
des Sterns von Bethlehem im eignen Haus;
im eignen Herzen flackert neues Licht,
entfalten Engel sich wie Blätterblühn
mit Flügeln leicht nach Amaryllis‘ Art
und einem Hauch von Morgenrot an Grün.

©Constanze

🎄✨✨✨🎄

Liebe Leserinnen, liebe Leser,
wir wünschen Euch von Herzen frohe, gesegnete Weihnachtstage
und einen besinnlichen Jahreswechsel.
Alle guten Wünsche für ein glückliches und friedvolles Jahr 2023! 

Verklungen ist das Lied…

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Nicola Perscheid: Venedig – Canal Grande, 1929 (Fotografie)

~ Venezia träumt… ~

Wie todgeweiht ruht sie dort eingebettet
im Meer, als ob sie bald versinken müsst
und aufginge im Strom, der sie dann küsst
gleich Lethe mit Vergessen in den Tiefen;
im dunklen Wasser, Eiland, wo sie riefen,
des Winters Seelen nach dem bunten Leben,
verklang das letzte Lied, entschläft die Welt
von schwarzen Gondeln, traumhaften Gedanken,
bis einer bringt den stillen Kahn ins Wanken,
Erinnerungen weckt, die darin weben
ein Tuch aus Schönheit, Liebe, das sanft hält,
in Mnemosynes Schoß zum Ufer rettet
und in Kanälen aufschäumt frische Flut,
bis golden sie entsteigt mit neuer Glut…

©Constanze

25 Jahre Auftritt im Klosterkeller

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Michael Zeno Diemer: Konstanz vom See (spätestens 1939)

Kellerlob

Freunde, die ihr diese Mauern kennt,
Bezaubern lasst euch wieder,
Der Keller, den ihr dankbar Heimat nennt,
Begrüßt euch stumm wie Schwestern und wie Brüder.
Aus seinem ruhigen Geiste blickt Vergangenheit
Verklärend in das Chaos unsrer wüsten Zeit.

Zu einem Kellerlob hab mich entschlossen,
Wie’s ihm wohl so nie dargebracht,
Ein wenig grob, mag sein, denn schön gegossen
Sind meine Verse nicht, noch arg durchdacht.
Was soll’s, vernehmt ihr Worte der Verehrung leicht,
Dann ist mein selbstgesetztes Ziel erreicht.

Doch hört, eh wir zur Pause unterbrechen,
Was mich mit rauer Zunge drängt zu sprechen:
Ein Zaubergarten war, hier ist er aufgetan,
Sehn hundert kleine Kostbarkeiten uns auf einmal an.

Es wohnt, erklingt und schwebt Musik,
Die alte Meister schrieben,
Gesteh’s, hier sitzend sehnt man sich zurück,
Wie Adam, der daraus vertrieben.

Wo finden wir dergleichen sonst in dieser Stadt?
Wo geht man hin nur, hat man das Gedudel satt?!
Fein kommt die Kunst zu ihrem Recht,
Besteht ein Ort für viele,
Es wirken unsre Tänze beinah echt,
Gefallen fanden auch die Spiele.

Die Fülle hier, sie macht uns ganz betroffen,
Da schimmern Kerzen, liegen weise Bücher offen,
An Wänden hängen Bilder, stehn Skulpturen grau,
Die große Männer zeigen und manch edle Frau.

Man blickt umher und kommt nicht aus dem Staunen,
Fragt halb im Scherze: Geistern hier Alraunen?
Auf Kirchenbänken nimmt man wie zur Messe Platz
Und lauscht in Weihrauch einem meisterlichen Satz.

Wie löblich man der Arbeit, fast schon gleichnishaft,
Am Eingang oben eine Ehrenhalle schafft,
Sieht Harke, Spinnrad, Erntekorb und Sense,
Bewundert Sinnspruch und gewundne Kränze.

Was immer wiederkehrend uns im Jahr beglückt,
Mit seinen Gaben ist der Keller stets geschmückt:
Reif glänzt ein Obst, Gebäck legt man zum Feste,
Lang steht der Baum, im Frühjahr blühen Äste.

Und nicht zuletzt auch wehrhaft strotzt derselbe,
An Waffen mangelt’s wahrlich nicht in dem Gewölbe;
Doch über allem Fleiße uns erbauen
Die Zeichen eines ernsten Gottvertrauen.

Die Stille rührt und wirkt in unsre Seele,
Dem Mann sei Dank, der sah, was Konstanz fehle. *

©Wolfregen

PS: * Auf Bitten des Gastgebers verändert zu:
Dem Herrn sei Dank, der sah, was Konstanz fehle.

Sobald die Amseln schwiegen…

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August Heinrich Plinke: Spielende Kinder im Herbst (spätestens 1915)

Dunkel wird‘s

Nicht nur die Sonne weicht
Und Licht und Leben schwindet,
Die Zeit jetzt einem Sterben gleicht,
Das doch kein Ende findet.

Das letzte Laub fällt kraftlos ab,
Bleibt ohne Hoffnung liegen,
Der Park: ein zugedecktes Grab,
Sobald die Amseln schwiegen.

Nichts alt mehr in der alten Stadt,
Nur öde, leere Gassen,
Der Turm, das Rathaus Risse hat,
Die Gäste dazu passen.

Am Marktplatz steht die große Uhr,
Der Brunnen führt kein Wasser,
Der Abendhimmel, graupurpur,
Erscheint nun deutlich blasser.

Die schönen Orte, wenig sind‘s,
Verlieren ihre Seelen,
Läg nicht das Laubgold Münz an Münz,
An Reichtum würd‘s ganz fehlen.

November macht die Wege klein,
Der Still’re blickt nach innen,
Ist‘s draußen trüb, wird‘s drinnen rein,
Um Einsicht zu gewinnen.

Wir haben uns, nur uns,
Vier Hände warm, zwei Herzen,
Und sitzen wir am Tisch und friern,
Dann brennen doch zwei Kerzen.

©Wolfregen

Vergeht nicht, ihr Träume…

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Süßer Trug

Das Licht steht für Wahrheit
Wie die Rose, die duftend verschwiegne,
Für die Schönheit der Liebe, die man glaubt,
Das Gold aber, das herrlich gediegne,
Für das Edelste, Höchste überhaupt.

Die Lüge mag groß sein,
Mag Verführte, Unwissende blenden,
Wie das Hässliche, Niedere gern schreibt,
Mit dem Tod wird das Irdische enden,
Denn nichts sei von Wert und daher nichts bleibt.

Venedig hielt seinen
Golddukat‘, hielt seine hohe Währung
Über Jahrhunderte hinweg stabil,
Bis es blass und machtlos, stolz und seiner
Schönheit müde, an seine Feinde fiel.

Vergeht nicht, ihr Träume,
An Mondwegsküsten seid ihr geboren,
Das Meer im Blick, weiter und wehmutschwer,
Sind schöne Kunst, sind Engel verloren,
Lebt kein Gefühl und keine Sehnsucht mehr.

Strahlt, Kerzen, ihr Masken,
Webt! Ich möchte an die Liebe glauben
Und wär‘s nur ein Tag lang, ein Augenblick,
Gondel und Festsaal seh ich verstauben,
Doch nimmer verklingt mir eure Musik.

©Wolfregen