Blüten fielen alle ab…

Schlagwörter

Dichtung, Eisheilige, Frühling, Garten, Gedicht, Gedichte, Lyrik, Mai, Natur, Poesie, Regen, Verse

– László Mednyánszky: Nach einem Frühlingsregen (o. J.)

Nach dem Regen

Alles still,
Nur die Vögel pfeifen.
Was im Licht gedeihen will:
Sommers Frucht an Zweig und Stiel,
Unterbricht sein Reifen.

Grau herab
Tropft‘s von nassen Blättern.
Blüten fielen alle ab,
Lange Ärmel hängen schlapp
Unter trüben Wettern.

Düster hier
Schreckt die Vogelscheuche.
Gartenpflanze, scheues Tier,
Sonst belebtes Wesen mir
Duckt sich im Gesträuche.

Drin im Haus
Tickt die Standuhr bange.
Durch Gardinen stumm hinaus
Blickt der zimmerhelle Graus
Wie ein Alp, sehr lange.

©Wolfregen

Die Nacht kommt früh…

Schlagwörter

Blattfall, Dichtung, dunkle Zeit, Einkehr, Gedicht, Gedichte, Herbst, Jahreszeit, Lyrik, Poesie, Regen, Verse

Alois Kalvoda: Birken (1904)

Besinnung und Einkehr

Die dunkle Zeit hebt an – und wie!
Mit Wind und Blätterfall,
Gerechter Hirte, bring dein Vieh
Nach Hause in den Stall!

Der Regen peitscht, sein nasses Kleid
Wirft er auf Flur und Wald,
Die leeren Äcker ziehn sich weit
Und draußen wird es kalt.

Die Nacht kommt früh und zündet stumm
Die ersten Kerzen an,
Wer auf dem Marktplatz steht, kehrt um
Und tut auch gut daran.

Wie goldne Münzen liegen glatt
Die Birkenblätter da,
Dein Kopfsteinpflaster, alte Stadt,
Ging mir noch nie so nah.

Wie wertvoll sind ein guter Tisch
Und eine Stube hell,
Wenn’s unwirtlich und regnerisch –
Die Wärme schwindet schnell…

©Wolfregen

Das Leben erliegt…

Schlagwörter

Dürre, Dichtung, Gedicht, Gedichte, Hitze, Jahreszeit, Leben, Lyrik, Natur, Poesie, Regen, Sommer, Verse

Foto: ©Luisontiveros, Quelle: commons.wikimedia.org

Die große Dürre

Die Hitze ist groß und das Land ist weit
Und der Sommer hat Zeit.
So weit das Auge reicht,
Ist alles erbleicht
Und die Sonne schleicht…

Sie zieht den Pflanzen die Kleider aus,
Saugt ihre Farben heraus,
Sind viele hinüber;
Der bleierne Himmel darüber
Sieht furchtbar aus.

Die Quellen und Bäche sind ganz versiegt
Und das Leben erliegt.
Nur Käfer krabbeln noch
Ins staubige Loch
Und vertrocknen doch.

Die Distel schneidet mit bloßem Blick,
Ihr Silber stößt mich zurück
Wie Prunk eines Fürsten;
Die Sterblichen aber, sie dürsten
An einem Stück.

Der Boden bricht auf und die Frucht verdürrt,
Ein sterbendes Pferd durch die Landschaft irrt;
Man möchte sich setzen und weinen,
Doch Regen ergibt das noch keinen.

Dann in der Nacht, schlaflos seit Wochen,
Um vier Uhr ist der Fluch gebrochen:
Ein Blitz, laut donnernd, fährt herab
Und Regen löst die Dürre ab;
Was atmet, hört es mit Behagen,
Das Prasseln und das Wetterschlagen,
Möcht, wenn es könnt, jetzt danke sagen…

©Wolfregen

In Regen und Wind…

Schlagwörter

Dichtung, Gedicht, Gedichte, Literatur, Lyrik, Ophelia, Poesie, Regen, Verse, Wind, Winter

Paul Bergon: Eine Königstochter (Foto, 1898)

Unheimliche Begegnung

Was führt dich hinaus in Regen und Wind,
Wem singst du die seltsamen Weisen?
Geh besser nach Hause, törichtes Kind,
Der Hohlweg hier schmäht solche Speisen.

Was kletterst hinauf du einsam den Hang?!
Hier wachsen nur Erlen und Haseln,
Hör auf, mit befremdlich leblosem Drang
Von Blüten und Perlen zu faseln.

Wer sind deine Eltern, Wahnmädchen, sag,
Dein Vater, dein Bruder? Sie schelten –
Ist kalt und noch Winter, nicht mehr lang Tag,
Du wirst dich im Freien erkälten.

Du stehst dort und singst Ophelien gleich
Im Stoffkleid, kein Regen beschwert es,
Mir scheint nun, du flüsterst blutleer und bleich:
Polonius, Hamlet, Laertes…

©Wolfregen

An regnerisch langen Frühsommertagen…

Schlagwörter

Dichtung, Foto, Fotografie, Gedicht, Gedichte, Juni, Lyrik, Poesie, Regen, Sommer, Verse

Verhangenes Grün, Foto: ©Constanze

Regentag im Juni

Sag, kennst du dies auch? Ein Ziehen im Bauch
An regnerisch langen Frühsommertagen:
Die Stimmung ist flau, der Himmel noch grau,
Man wartet auf was und kann es nicht sagen.
Du ahnst hinter Wolken die Sonne schwach,
Es tröpfelt der Regen von Nachbars Dach…

Und gehst du hinaus: im Garten, am Haus,
Wie lastet die Nässe schwer auf den Rosen!
Ihr Rot wirkt nun matt, kein Glanz schönt das Blatt,
Die Dornen verbieten strenger ihr Kosen.
So lang auch der Sommer noch dauern mag,
Du fühlst dich betrogen um einen Tag.

©Wolfregen