Schlagwörter

, , , , , , , , , , ,

Foto: ©Peter Heeling, Antique shop, Quelle: commons.wikimedia.org

Der Trödelladen

Abseits der Food-&-Fashion-Trasse
In einer stillen Seitengasse
Stand dieses hohe, alte Haus,
Es sah so zeitlos anders aus;
Parterre und ohne ihm zu schaden:
Ein kleiner, stummer Trödelladen.

Ich ging hinein, weiß nicht warum,
Und sah mich lange staunend um:
Was gab es da für schöne Dinge,
Uralte Bücher, Kleider, Ringe!
Und niemand sonst war in dem Raum,
Ich traute meinen Augen kaum.

Ob eine Stunde schon vergangen?
Der Boden knarrte, Gläser klangen,
Ein ältrer Herr trat leis herein,
Sprach nicht und lächelte nur fein;
Schien die Verzauberung zu achten,
Ließ weiter alles mich betrachten.

Dann zog er schwarzen Samt hervor,
Darauf ein echter Louis d‘or,
Das Gold, sein Glanz, war keine Lüge,
Wie klar des Königs feine Züge!
Der Münze formschön aufgeprägt,
Wie stolz sie diesen Namen trägt.

Erlaubt, sie in Besitz zu wähnen,
Hielt ich sie kurz und spürte Tränen;
Mir war, als hörte ich Musik
Und säh Jahrhunderte zurück:
Die Wehmut wuchs wie eine Pflanze,
So märchenhaft schien mir das Ganze.

Ja, sprach der fremde Herr geehrt,
Die Dinge hielten ihren Wert,
Sind schön, voll Kunst, kein Kitsch und Glitzer,
Der König selbst war ihr Beschützer;
Das gilt ja alles heut nicht mehr,
Die Hast heißt Zeit, ihr Tun ist leer.

Das Wort im Ohr, das Bild im Herzen,
Dazu die Seele voller Kerzen,
Verließ ich diesen guten Ort,
Kam wieder, doch da war er fort.
Es scheint mir jetzt, halbwegs genesen,
Als wär das niemals wahr gewesen.

©Wolfregen