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Sandro Botticelli: La Primavera (Detail), ca. 1482

Sandro Botticelli: La Primavera (Detail), ca. 1482

Im Land der Musen

Sprichst du von Schönheit, Kunst, Kultur,
Dann geht der Sehnsuchtsblick gen Süden,
All dies in lieblicher Natur
Voll Sonnenglanz und goldnem Frieden.
Drei Namen überdauern alle Trends:
Venedig – Rom – Florenz

Die Erlauchteste

Sie thront noch stolz in der Lagune
Und blickt hinaus aufs weite Meer,
Morbide Wehmut, Abendsonne:
Von dort kam aller Reichtum her.

Die Maske, Ballkleid, Schmuck und Borten
Hat sie bis heut nicht abgelegt,
Wie eine Schönheit, alt geworden,
Die noch geheime Hoffnung hegt.

Die Ewige

Wenn alte Steine sprechen könnten,
Hier könnt man sie zur Not verstehn,
Wie konnte die Antike enden,
Wo wir zerstört noch Größe sehn?

Ruinen, droben blauer Himmel,
Gerade Wege bis hierhin,
An Aquädukten nagt der Schimmel,
Doch jede Inschrift sagt: Ich bin.

Die Wiedergeborene

Olivenhaine, sanfte Hügel,
Zypressen, Pinien ringsum,
Schwebt mittendrin, als hätt er Flügel,
Fast schwerelos der Kuppeldom.

Nicht Gott allein ist er geschaffen,
Der Mensch in Selbstachtung steht frei:
Die Erde lieb, den Geist in Waffen,
Baut er sich seinen Garten neu.

*

Ihr Weichbild reizt, liegt wunderbar,
Mein Aug hat alle drei gesehen,
Dass keines Wirklichkeit, ist wahr:
Zu viel Modernes ist geschehen.
Genug, dass ihre Musen leben,
Mir kurz den dunklen Schleier heben.

©Wolfregen