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Frank Dicksee: Romeo and Juliet (1884)

Frank Dicksee: Romeo and Juliet (1884)

Romeo und Julia

Ich gehe im Geist durch die Zeiten
Und finde kein schöneres Paar,
Die tragische Liebe der beiden:
Beschrieben so traurig und wahr!

Es blieben drei Bilder im Innern,
Kein fühlendes Herz sie vergisst,
In zeitlosen Farben sie schimmern,
Wie fern uns Verona auch ist.

Die erste Begegnung beim Balle:
Wie zart ihre Worte und fein,
Sie funkeln im Saal wie Kristalle,
Ist jedes ein Goldedelstein.

Ihr heimliches Treffen und Lieben:
So dreist, dass es niemand hier ahnt,
Belauscht von der Nacht nur, gleich Dieben,
Der dämmernde Tag, der sie mahnt.

Erschütternd ihr bitteres Ende:
Der Freitod in Capulets Gruft!
Er hält ihre schlafenden Hände,
Wähnt tot sie und küsst ihren Duft…

Welch tragischer Irrtum! Musst weinen,
Als ich es zum ersten Mal las,
Die Sonne, sie scheint dem Gemeinen,
Die Liebenden aber vergaß.

©Wolfregen