Schlagwörter
Bonlanden, Dichtung, Erinnerung, Gedicht, Gedichte, Heimat, Lyrik, Poesie, Suizid, Tod, Uhlbergturm, Verse

Édouard Manet: Le Suicidé (ca. 1877)
Tante Lotte erzählt vom Suizid
In Bonlanden gab es früher
Drei Arten, sich umzubringen:
Erschießen, Erhängen,
Vom Uhlbergturm springen…
„Der blind‘ Hans is mit sei‘m Hund
Immer im Wald spaziera ganga,
Der wollt mal net weiter, hat dauernd bellt,
Na hat ma schließlich festgestellt,
Dass einer tot am Ast gehanga.“
„Der Onkel Harold hat d’Oma
Früh schlafa g’schickt an dem Tag
Und ‘s Emile Milch hola, wenn se mag,
Na hat er sich oba eingeschlossa
Und vorm Spiegel erschossa.“
„Wollt ma nimmer leba,
Hat‘s immer drei Arta geba:
Erschießa, Erhänga,
Vom Uhlbergturm springa.“
„Später is dann die Aichtalbrück komma,
Na hat ma sich au dort das Leba g‘nomma…“
©Wolfregen
PS: erneut einige Übersetzungsversuche ins Hochdeutsche:
„der blind‘ Hans“=ein Blinder mit dem Vornamen Hans, „is mit sei’m“=ist mit seinem, „spaziera ganga“=spazieren gegangen, „wollt mal net“=wollte einmal nicht, „na hat ma“=dann hat man, „gehanga“=hing, „d’Oma“=die Oma, „schlafa g’schickt“=schlafen geschickt, „’s Emile Milch hola“=seine Frau Emilie Milch holen, „se“=sie, „na hat er sich oba eingeschlossa“=dann schloss er sich oben in einem Zimmer ein, „erschossa“=erschossen, „leba“=leben, „Arta geba“=Arten gegeben, „Erschießa, Erhänga“=Erschießen, Erhängen, „springa“=springen, „is dann die Aichtalbrück komma“=wurde dann die Aichtalbrücke gebaut, „na hat ma au“=dann hat man auch, „das Leba g‘nomma“=das Leben genommen
Bitter, aber wohl wahr, lieber Wolfregen…
Früher bin ich öfters unter der Aichtalbrücke mit dem Töff durchgefahren, da habe ich auch mal noch „Reste“ eines Selbstmörders gesehen…
Liebe Grüße zur Nacht vom Lu
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Schlimm! Habe selbst so was nie gesehen, aber oft davon gehört. Ein Freund wohnte in Konstanz am Münsterplatz; einmal, so sagte er uns, war ein lauter Schlag zu hören: es hatte sich jemand vom Münster direkt vor die Füße der Passanten und Cafébesucher gestürzt, darunter auch Kinder…
Liebe Grüße
Wolfregen
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Auch sehr schlimm, lieber Wolfregen!
Als ich dort studierte, hatte sich der Sohn eines Mathe-profs auch von dort runtergestürzt…
Liebe Grüße zur Nacht vom Lu
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In meiner Schulzeit gab es einen, den alle nur „Beethoven“ nannten, der setzte sich nachts zwischen Bonlanden und Bernhausen auf die Straße und ließ sich von einem Auto überrollen; damals schrieb ich auch – weil es uns alle erschütterte – eines meiner ersten Gedichte…
Noch einmal Grüße
Wolfregen
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Hammer sowas…
und erschütternd!
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„Wer hat nicht Bekannte, Freunde, Verwandte gehabt, die freiwillig aus der Welt geschieden sind?“ (Schopenhauer)
Einen schönen Mai, lieber Lu
Wolfregen
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Da hat er wohl recht, der gute Schopi…
Den wünsche ich dir auch, lieber Wolfregen 🌟
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„wie erhänge ich mich richtig?“
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Herzlichen Dank für die Gebrauchsanweisung,
jetzt kann ja nichts mehr schiefgehen…
Wolfregen
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