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Foto: ©Constanze

„Pflücke die Stunde, wär sie noch so blaß,
Ein falbes Moos, vom Dunst des Moores naß,
Ein farblos Blümchen, flatternd auf der Heide;
Ach, einst von allem träumt die Seele süß,
Von allem, was, ihr eigen, sie verließ,…“

(Aus: „Carpe diem!“ von Annette von Droste-Hülshoff)

~ Pflücke die Stunde! ~

So dunkel und so still das Himmelszelt,
du gehst und gehst und nichts bleibt, was dich hält,
die letzten Blätter sind hinweggetragen
bunt wie die Träume, die die Seele sah,
der Nordwind kam und nahm sie ohne Fragen
und Tag um Tag kommt dir das Ende nah.

Es ist schon spät in diesem Jahr – es fällt,
droht nun im dichten Nebel zu versinken,
und dennoch blasse Blume auf dem Feld,
sie scheint den kleinsten Schimmer noch zu trinken
wie’s graue Moos den Tau am Wegesrand –
sie knüpft ein unsichtbares, ew’ges Band.

Ein Band zu Licht und Leben, das sie bindet
an jedes Quäntchen Hoffnung, das sich findet,
an alles Schöne, das den Tag erhellt
und Stund um Stunde leuchtet durch die Welt;
sie flattert unverzagt auf Herbstes Heiden –
pflück stets Gedanken, die das Herz dir weiten!

©Constanze