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Le penseur de la Porte de l'Enfer (musée Rodin), Foto: Jean-Pierre Dalbéra, Quelle: commons.wikimedia.org

Le penseur de la Porte de l’Enfer (musée Rodin), Foto: ©Jean-Pierre Dalbéra, Quelle: commons.wikimedia.org

Alles Lüge

Es hört sich unglaubwürdig an,
Wie kann man nur so schamlos lügen?!
Wohin er zappt, er sieht, man kann –
Nur Schwindel, Falschheit und Betrügen.
Und wechselt er hin zu Privat,
Noch künstlicher ist das Format.

Er denkt, es sei Realität,
Es sind erfundene Geschichten,
An Darsteller schnell drangenäht,
Stellt ab, will’s Abendbrot sich richten,
Bemerkt am Käse, wie er liest,
Dass der auch analog nur ist.

Da geht er zornig aus dem Haus,
Will lebensechte Menschen treffen:
Der sieht halb wie ein Zombie aus,
Die scheint ein It-Girl nachzuäffen –
Nicht mal die Stimme stimmt an ihr,
Ist überhaupt was echt an dir?

Ein Richter, der Beweise schwärzte,
Ein Weiser, der die Wahrheit floh,
Gelehrte, Volksvertreter, Ärzte,
Die zynisch, faul sind, schadenfroh,
Dem Gelde aber sehr gewogen,
Ansonsten feige und verbogen.

Fassaden sieht er, Schauspiel eben,
Und nimmt zur Religion die Flucht,
Die Masken dort nur fester kleben,
Es stinkt dahinter gleichverrucht,
Selbst in den Schriften Widersprüche:
Heiliger Unfug, Pestgerüche!

So lässt er’s wieder, wirft am Morgen
Sich an die Brust Muttern Natur,
Allein, es bleibt ihm nicht verborgen,
Noch krasser zieht es seine Spur:
Vom Elefanten bis zur Mücke
Nur Tarnung, Täuschung, List und Tücke.

Er setzt sich müd auf einen Stein,
Wie hohl ist alles und gemein!
Nichts, wie es scheint, an allen Dingen:
Sein Spiegelbild zerfließt in Ringen
Und wie er blickt in dunklen Teich,
Da schwindet ihm der Sinn zugleich.

Sein Selbst ein Trugbild, fort der Schleier,
Er ist nicht mehr Herr Schulz, Herr Maier,
Die Farben, Zeiten schütteln sich,
Verschwimmen, eh sich leert sein Ich.
Was dann kommt, dürft ihr ihn nicht fragen,
Mit Worten lässt es sich nicht sagen…

©Wolfregen