Schlagwörter
Ballade, Dichtung, Esslingen am Neckar, Gedicht, Gedichte, Historie, Lyrik, Poesie, Postmichel, Postmichelbrunnen, Verse
Der Postmichel
Die Sage ist fünfhundert Jahr alt,
Ein Brunnen erinnert an die:
Vier Bilder erzählen den Inhalt,
Der Reiter verkörpert sie.
In Esslingen, Reichsstadt am Neckar,
Trug alles sich wahrhaft zu,
Bläst stumm er sein Posthorn noch immer,
Doch hat seine Seele längst Ruh…
Erstes Bild
Er fand einen Ring grad am Wege,
Den täglich als Bote er ritt,
Aus Gold! Und da weitum nichts rege,
Da nahm er ihn arglos mit.
Er steckte ihn treu an den Finger,
Hätt besser dies nie getan,
Gewohnt nicht als Postüberbringer
Zu fragen, ob Böses daran.
Zweites Bild
Zurück in der Botenherberge,
Bevor er wollt melden den Fund,
Geschah‘s, dass ein Knecht ihn bemerke,
Der tat’s gleich dem Stadtrat kund.
Der Ring einem Bürger gehörte,
Ermordet vor zween Jahr:
Am Fundort! Das Siegel er führte –
So ist auch sein Mörder nun klar.
Drittes Bild
Ins Wolfstor gesperrt und gefoltert,
Gestand er laut schreiend die Tat,
Nicht weil er’s gewesen, er poltert –
Aus Schmerzen! Doch eins erbat:
Noch einmal das Posthorn hier blasen
Und reitend auf seinem Pferd…
Man billigt’s, den Henker soll’s spaßen,
Dann fiel ihm das Haupt tot zur Erd.
Viertes Bild
Und vor Michaeli nun immer
Zur Nachtzeit ertönte der Ruf,
Ein kopfloser Reiter, noch schlimmer,
Erschien in des Reichen Hof!
Sein Neffe und Erbe bewohnt ihn,
Doch sauer dem schmeckt das Brot,
Sein schlechtes Gewissen nicht schont ihn,
Da beichtet er kurz vor dem Tod…
Epilog
Es plätschert im Brunnen das Wasser
So sauber und klar und so rein,
Der Makel ist von ihm gewaschen:
Hoch steht er auf festem Stein.
Die Nachwelt weiß Unschuld zu schätzen,
„Zum Postmichel“ heißt ein Haus,
Setzt Denkmäler schamhaft auf Plätzen –
Am Bösewicht schweigt sie sich aus.
©Wolfregen
Geschichte im Gedichte!
Lieber Wolfregen, DAS merk ich mir jetzt! Die Geschichte vom Postmichel vergesse ich nicht wieder!
Wäre ein System für den (frühen) Geschichtsunterricht in der Schule!
Herzliche Grüße,
schönen Sonntag wünsche ich Euch!
Britta
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Interessanter Vorschlag, liebe Britta, wenn Du doch Lehrerin wärest – oder bist Du’s gar?! Früher gab es einmal Heimatkunde, so vom Einzelnen, Nahegelegenen zum Allgemeinen zu kommen, eine gute Idee!
Ebenfalls einen schönen Sonntag
Wolfregen
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Ui, Lehrerin… leiderGottseiDank nicht 😉 Es fehlte mir wohl an Geduld!
Aber Mama und ich weiß, dass die Kids sich alles, was sich reimt, leichter merken! Das weit über die Kita hinaus… aber leider wird das 1×1 nicht als Reim vermittelt! (Was mich auf eine Idee bringt… 😉 )
Grüßli, nochmals!
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Eins und zwei, das gibt drei,
Fünf und sieben, das sind zwölf,
Weniger eins, ist dann elf.
Vier und vier…und das macht?
Richtig: acht!
Wolfregen
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wird bissi lang fürs ganze 1×1 🙂
aber ich werde sicher! beim Lernen mit den Kids wieder mehr auf Reimereien und Eselsbrücken achten!
Dank Deines Gedichts!
Super!
Grüßli, Britta
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Hm… sehr schön…
da stehe ich übrigens sehr oft herum oder bummle vor bis zum Neckar, eine sehr schöne Stadt, dieses ES 😀
Liebe Grüße
vom Lu
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Dass Du die Stadt gut kennst und öfter dort bist, hab ich mir fast schon gedacht! Sie ist wirklich sehr schön, mehr noch: Als Kinder übernachteten wir oft bei der Esslinger Oma am Ottilienplatz, im Ohr nachts die Glocke vom alten Wolfstor. Mutter erzählte uns am Postmichelbrunnen die traurige Geschichte. Erst vor kurzem träumte ich davon; auch dass ein Gedicht dazu geschrieben werden möchte. So kam es dann auch…
Vielen Dank und liebe Grüße
Wolfregen
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